Tunis. Ursula von der Leyen will die junge Demokratie unterstützen und deshalb bei der Grenzsicherung helfen

Zwei Tage Mali, ein Tag Tunesien: Auf dem Rückweg aus dem westafrikanischen Land macht Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) einen Stopp in Nordafrika. Das Land, das auch vom Tourismus lebt, wurde in diesem Jahr von zwei schweren Anschlägen getroffen. Am 26. Juni hatte ein Attentäter im Touristenort Sousse 38 Urlauber erschossen, darunter zwei Deutsche. Und am 18. März waren bei einem Angriff auf das Nationalmuseum Bardo in Tunis 20 Touristen und ein Polizist getötet worden. Beide Anschläge wurden von Islamisten verübt.

Vom Parlament geht Ursula von der Leyen zum Nationalmuseum. Es sind nur ein paar Minuten. Vor der Gedenktafel für die Opfer des Anschlags hält sie kurz inne. Dann schreibt sie in das Kondolenzbuch: „In tiefer Trauer gedenken wir der Opfer. Stehen wir auf für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.“

Der islamistische Terror sickert vor allem von Osten ins Land. In Libyen wird der Islamische Staat (IS) immer stärker, der Attentäter von Sousse soll dort ausgebildet worden sein. Die Grenze zu Libyen ist 500 Kilometer lang. „Diese Grenze muss übersichtlicher und kontrollierbarer werden“, sagt von der Leyen. Wie Deutschland konkret dabei helfen kann, ist zwar noch unklar. Doch die Ministerin drängt, „sehr schnell und sehr konkret“ solle die Grenzsicherung umgesetzt werden.

Kampf gegen den islamistischen Terror also auch in Tunesien. Es passt zu dem, was Ursula von der Leyen bisher gemacht hat: Im Irak bilden deutsche Soldaten kurdische Kämpfer aus. Sie ziehen gegen den Islamischen Staat in die Schlacht. In Mali trainieren deutsche Soldaten afrikanische Kämpfer – sie wollen den Vormarsch der Islamisten aus dem Norden stoppen. Die Irak-Mission wurde von der Verteidigungsministerin mit angestoßen, in Mali sorgte sie für eine Erweiterung des Mandats. Natürlich ist von der Leyen in Tunesien wie in Mali auch eine Art Nebenaußenministerin. Sie trifft die Präsidenten, spricht nicht nur über Fragen der Verteidigung, sondern auch über die großen Zusammenhänge. Ihr Französisch ist sehr gut. Sie lächelt viel. Der internationale Auftritt liegt ihr.

Die Bundesregierung setzt große Hoffnungen in Tunesien. Es gilt als einziges Land des Arabischen Frühlings, das die Transformation in eine Demokratie geschafft hat – oder zumindest auf einem guten Weg ist. Diese Demokratie will Berlin schützen.

Dabei wird Tunis als Partner begriffen. Am Anfang der Reise in Mali galt noch das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe. Hier wird eher auf einer Ebene gesprochen. „Wir stehen gemeinsam gegen Terror und für die Demokratie“, sagt von der Leyen im tunesischen Verteidigungsministerium. Sie verweist auf die „lange Tradition der Zusammenarbeit“ seit 1968.

Farhat Horchani, der tunesische Verteidigungsminister, spricht von einem „politischen Dialog“. Und bedankt sich für die Unterstützung. Die Ministerin hat Tunis militärische Ausrüstung im Wert von 1,2 Millionen Euro mitgebracht. Die tunesischen Streitkräfte bekommen ein schwimmendes Dock für die Reparatur von Booten, eine Barkasse für Patrouillen und fünf Unimog-Kleinlastwagen. Hinzu kommen 3000 Helme und 700 Doppelfernrohre.