Pforzheim/Bingen.

Bernd Lucke ist nicht da und doch allgegenwärtig. Der einstige Parteigründer der Alternative für Deutschland (AfD) macht mittlerweile sein eigenes Ding – in Form der Konkurrenzpartei „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (Alfa). Geschlossen ist das Kapitel Lucke für die AfD damit aber noch lange nicht. Das wird bei Parteitagen der Landesverbände Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in Pforzheim und Bingen am Wochenende deutlich. Dort sortiert sich die AfD notgedrungen neu, weil ihr Führungspersonal teilweise abgesprungen und mit Lucke in die neue Alfa gewechselt ist.

Zu Gast in Bingen ist der Vize-Bundesvorsitzende Alexander Gauland. Er legt schnell los: Die Neupartei Alfa sei „nicht lebensfähig“ und Lucke ein „Lügner“. Die AfD sei weder unterwandert noch nach rechts gerückt. Spitzen gegen den Hamburger Wirtschaftsprofessor Lucke gibt es auch in den Bewerbungsreden der Kandidaten für den Vorsitz. Es fallen Sätze wie: „Die gute Bezahlung von Professoren wird gewährleistet durch Zehntausende, die morgens um sechs Uhr aufstehen, um zur Arbeit zu gehen.“

Rund 125 Mitglieder sind nach Bingen gekommen. Nachdem sich beim Bundesparteitag in Essen der national-konservative Flügel durchgesetzt hatte, war der halbe Vorstand des Landesverbandes zurückgetreten. „Ich bin nicht in eine Pegida-Partei eingetreten“, hatte der damalige Landeschef Uwe Zimmermann gesagt und sich Luckes Alfa angeschlossen. Nun muss nachgewählt werden. Für Zimmermann rückt der bisherige Stellvertreter Uwe Junge an die Spitze auf.

In ähnlich schwieriger Lage ist die AfD in Baden-Württemberg. Auch hier wurde der bisherige Landessprecher Bernd Kölmel abtrünnig und folgte Lucke zur Alfa. In Pforzheim wählt der Landesparteitag den zweiten Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen und zwei weitere Politiker zu neuen Sprechern. Hier übernimmt es Meuthen selbst, gegen Lucke zu wettern: Er spricht von „eklatantem Führungsversagen“ und „devoten Höflingen“. Luckes „Weckruf 2015“ nennt er absurd. „Das war die Axt anlegen an die Seele der Partei.“ Auch für diese Schelte gibt es lautstarke Zustimmung der Basis.

Das Problem beider Landesverbände: Sie müssen am 13. März kommenden Jahres bei Landtagswahlen bestehen. Immerhin: Mit der Abspaltung des konservativ-liberalen Flügels um Lucke vom national-konservativen um Frauke Petry scheint die AfD in ruhigeres Fahrwasser zu geraten. Bei den Landesparteitagen ist die Stimmung sachlich und aufgeräumt.