Wien. Mohammad Javad Zarif, Irans Außenminister, gilt als bestens vernetzt mit den USA

Er ist das sympathische Gesicht Teherans. Selbst bei den kurzen Fernseh-Einblicken in den Verhandlungssaal des Palais Coburg in Wien sieht man Mohammad Javad Zarif stets gut gelaunt und freundlich mit seinem Gegenüber plaudern. Denn Irans Chefdiplomat kann hoffen, in dieser Woche für die Islamische Republik Weltgeschichte zu schreiben, wenn es gelingt, den Atomvertrag mit den fünf Vetomächten des Uno-Sicherheitsrates plus Deutschland über die letzten Hürden zu hieven. Noch nie zuvor war eine iranische Führung dem Ziel so nahe, ihre Nation aus der jahrelangen Isolierung herauszuführen und wieder zu einem anerkannten Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu machen.

Der Chefarchitekt dieser diplomatischen Zeitenwende ist neben Präsident Hassan Ruhani vor allem der weltgewandte Zarif. Am 7. Januar 1960 in Teheran geboren, studierte er in den Vereinigten Staaten in San Francisco und Denver, wo er 1988 über das Thema „Sanktionen in internationalem Recht“ promovierte. In seiner populären Autobiografie mit dem Titel „Herr Botschafter“ bekannte er, als Sohn aus tief religiösem Hause habe er bis zum 15. Lebensjahr nie Musik gehört. In den USA habe seine Frau, eine kämpferische Anhängerin von Staatsgründer Ayatollah Chomeini, zehn Jahre verhindert, dass sich die Familie einen Fernseher kaufte, um nicht die verderbten Einflüsse des Westens in die eigenen vier Wände zu lassen. Inzwischen habe sie sich gewandelt, versichert ihr Ehemann schmunzelnd und sei zu einem „ruhigen Menschen mit Geduld und Toleranz“ geworden.

Von 2002 bis 2007 war Zarif Irans Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York. Aus der Zeit stammt sein Ruf, der mit dem politischen Establishment der USA am besten vernetzte iranische Politiker zu sein. Unter Präsident Ahmadinedschad wurde Zarif kaltgestellt und zog sich als Professor an die Islamische Azad Universität in Teheran zurück, deren Vizepräsident er 2010 bis 2012 war.

Seit 2013 ist der 55-Jährige Außenminister und gilt als einer der engsten Vertrauten von Präsident Ruhani, an dessen Seite er 2003 den bisher einzigen Atomvertrag des Iran mit den westlichen Staaten aushandelte. Damals verpflichtete sich Iran, die Urananreicherung zu stoppen und die Atomanlagen einer genaueren internationalen Kontrolle zu unterwerfen – ein Abkommen, das Ahmadinedschad nach seiner Wahl 2005 für nichtig erklärte.