Berlin .

Sie machten die Jobs, die keiner wollte. Die unangenehmen, die gefährlichen. Die Häftlinge in der DDR hatten keine Wahl. Zwischen 15.000 und 30.000 wurden jedes Jahr unter oft widrigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen, das zeigt eine neue Untersuchung, die von der Ostbeauftragten der Bundesregierung, Iris Gleicke, am Montag in Berlin vorgestellt wurde.

„Der Arbeitsschutz war mangelhaft“, berichtete der Wissenschaftler Jan Philipp Wölbern vom Potsdamer Institut für Zeitgeschichte. Häufige Folgen: gequetschte Finger, Schnittwunden, Knochenbrüche, Augenverletzungen, Vergiftung. Sinn und Zweck der Zwangsarbeit sei nicht Rehabilitation gewesen. Es ging dem System vielmehr um ausländische Divisen – verbunden nicht selten mit Schikane gegen politisch Andersdenkende.

„Haftzwangsarbeit war Teil der zentralen Wirtschaftspläne der DDR“, sagte Wölbern. Die Gefangenen seien für Arbeiten eingesetzt worden, für die sich sonst niemand fand – „etwa, weil sie schlecht entlohnt oder besonders gefährlich waren“. Zwar trug ihre Tätigkeit der Studie zufolge weniger als ein Prozent zur Wirtschaftsleistung des Staates bei. Doch sie arbeiteten an neuralgischen Punkten, ohne die die Produktion laut Wölbern in vielen Betrieben gefährdet gewesen wäre.

Vielen Häftlingen habe die Beschäftigung in gewisser Hinsicht auch gut getan, sagte Christian Sachse von der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft. Sie habe Würde zurück und dem Alltag einen Sinn gegeben, vor allem nach dem erzwungenen Nichtstun und Grübeln in der Stasi-Untersuchungshaft. „Was man kritisieren kann, ist die kommerzielle Ausbeutung“, sagt Sachse jedoch. Und die Arbeitsbedingungen. Denn die Häftlinge wurden der Studie zufolge nicht nur zu besonders schwerer Arbeit eingesetzt, sondern mussten nach einem Acht-Stunden-Tag oft noch weiter schuften. Im Schichtdienst seien sie zermürbt worden. Der Großteil des Lohns wurde einbehalten.