Luxemburg/St. Petersburg. Athen und Moskau vereinbaren Weiterbau von Gaspipeline nach Griechenland

Vor dem wohl entscheidenden Krisentreffen im Schuldendrama um Griechenland haben die Euro-Finanzminister glaubwürdige Spar- und Reformvorschläge aus Athen angemahnt. Mit Blick auf das für Montag angesetzte Spitzentreffen der Euroländer forderte der griechische Regierungschef Alexis Tsipras seinerseits die EU mit Nachdruck auf, seinem Land zu helfen. Dort hoben verunsicherte Bürger nach Schätzungen vom Freitag allein in dieser Woche rund vier Milliarden Euro von ihren Bankkonten ab. In St. Petersburg warb Tsipras zugleich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Griechenland und Russland.

Vielleicht nehme über das Wochenende die Bereitschaft zu, „das Notwendige zu tun“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nach Beratungen mit seinen europäischen Amtskollegen in Luxemburg. Der CDU-Politiker betonte aber: „Wir sind alle nicht besonders enthusiastisch.“ Die Europäische Zentralbank (EZB) hält Griechenlands Banken mit weiteren Notkrediten vorerst über Wasser.

Tsipras zeigte sich trotz der verfahrenen Situation demonstrativ zuversichtlich und begrüßte die Einberufung des Sondergipfels der Euro-Staaten. „Wir arbeiten jetzt für den Erfolg dieses Treffens“, erklärte Tsipras am Rande eines internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg. Dort traf er Russlands Präsident Vladimir Putin.

Der Ausgang des Sondergipfels ist nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch völlig offen. „Der Gipfel am Montag kann nur ein Entscheidungs-Gipfel werden, wenn eine Entscheidungsgrundlage vorliegt“, sagte Merkel in Berlin.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker warnte im „Spiegel“ vor einem griechischen Austritt aus der Euro-Währungsunion. „Ich habe Herrn Tsipras mehrfach gewarnt, er solle sich nicht darauf verlassen, dass ich ein Scheitern der Gespräche auf jeden Fall verhindern kann“, sagte Juncker.

Tsipras beschwor in St. Petersburg die Einheit der Union. „Die Krise ist nicht ein Problem Griechenlands, sondern der EU als Ganzes“, sagte der griechiosche Ministerpräsident. „Wir sind jetzt mitten in einem Wirbelsturm. Aber wir sind ein Seefahrervolk und haben keine Angst, aufs offene Meer zu fahren und werden ganz bestimmt in einen sicheren Hafen finden.“

Griechenland und Russland unterzeichneten auf dem Wirtschaftsforum in der früheren Zaren-Metropole ein Memorandum über den Weiterbau einer russischen Schwarzmeer-Gaspipeline (Turkish Stream) nach Griechenland. Davon erhofft sich die Regierung in Athen dringend benötigte Milliarden-Hilfen aus Moskau. Der russische Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew schloss einen Kauf von Staatsanleihen des schwer angeschlagenen EU-Landes aber aus.