Berlin.

Aus Protest gegen die EU-Flüchtlingspolitik hat eine Künstlergruppe eine Syrerin in Berlin bestattet. Ihre Leiche war den Aktivisten zufolge zuvor in Italien exhumiert worden. Sie wurde auf dem muslimischen Teil des Friedhofs Berlin-Gatow beigesetzt.

Die Syrerin, deren Namen die Gruppe nicht bekanntgeben wollte, sei mit ihrer zweijährigen Tochter auf dem Weg von Libyen nach Lampedusa ertrunken. Überlebende Angehörige der Frau, die sich nach Angaben der Gruppe in Deutschland aufhalten und der Aktion zugestimmt haben sollen, waren nicht anwesend.

Für kommenden Sonntag kündigten die Aktivisten zudem an, vor dem Kanzleramt die Grundsteine für einen neuen Flüchtlings-Gedenkfriedhof zu legen. Der „Eskalationsbeauftragte“ des „Zentrums für politische Schönheit“, Stefan Pelzer, lud Bundespräsident Joachim Gauck mit Blick auf weitere geplante Aktionen „zur nächsten Bestattung“ ein. Pelzer wehrte sich gegen Vorwürfe, bei dem Begräbnis handele es sich um eine Inszenierung. „Wer ernsthaft glaubt, dieses Ereignis sei nur eine Geschichte, ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“, sagte er. Er warf der Bundesregierung vor, die Flüchtlinge durch strenge Kontrollen an den europäischen Außengrenzen zur Fahrt über das Mittelmeer zu zwingen.

Doch die Aktion der Gruppe ist umstritten. Der Grünen-Politiker Volker Beck nannte sie laut „tageszeitung“ „befremdlich und pietätlos“. Linkspartei-Chefin Katja Kipping findet sie „hart an der Grenze“. Andererseits blieben die Künstler „an den berührenden Themen dran“. Entgegen der Ankündigung der Aktivisten wurde das Kind der Frau, das im März auf der Flucht ebenfalls im Mittelmeer ertrunken sein soll, nicht bestattet. Rund 40 Flüchtlinge seien an Bord gewesen, viele starben.

Das „Zentrum für politische Schönheit“ ist bekannt für umstrittene Aktionen, darunter die Umsetzung von Gedenkkreuzen für DDR-Maueropfer und eine gefälschte Pressemitteilung der Bundesregierung.