Warschau. Nationalkonservativer Herausforderer Andrzej Duda neuer Präsident. Im Herbst wird Parlament gewählt

Polens nationalkonservative Opposition sieht sich auf halbem Weg zurück zur Macht: Ihr Kandidat Andrzej Duda hat die Präsidenten-Stichwahl vom Sonntag mit 51,5 Prozent der Stimmen gewonnen, wie die Wahlkommission am Montagabend in Warschau mitteilte. Der deutschfreundliche Amtsinhaber Bronislaw Komorowski, der von der regierenden liberalkonservativen Bürgerplattform unterstützt wurde, unterlag mit 48,5 Prozent. Er wurde nach einem blutleeren Wahlkampf auch Opfer der Unzufriedenheit der Bürger mit der Regierung. Andrzej Duda war als Kandidat der Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) angetreten.

Polen zeigte sich in der Wahl zweigeteilt: Ähnlich wie im ersten Wahlgang dominierte Duda im Süden und Osten sowie auf den Dörfern, während die Wähler im Westen und Norden sowie in den Städten mehrheitlich Komorowski die Stimme gaben. Duda kündigte im Gespräch mit Bürgern seinen Austritt aus der PiS an. „Es ist für mich klar, dass ich als Präsident in keiner Weise parteilich sein kann.“ Der 43 Jahre alte Jurist ist bisher Abgeordneter der PiS im Europaparlament. Er soll voraussichtlich am 6. August als polnisches Staatsoberhaupt vereidigt werden. Dudas Wahlkampfmanagerin Beata Szydlo wertete Dudas Erfolg als Anfang des Machtwechsels. „Heute öffnet sich der Weg zum Sieg bei den Wahlen im Herbst“, sagte sie am Montag im Rundfunksender RMF. „Diejenigen, die für mich gestimmt haben, haben für den Wandel gestimmt“, sagte auch Duda mit Blick auf die Parlamentswahlen. Er betonte aber auch, er wolle der „Präsident aller Polen“ sein und mit der liberalkonservativen Regierung von Ewa Kopacz zusammenarbeiten.

In konservativen polnischen Medien herrschte am Montag Jubelstimmung. „Eine neue Zeit für Polen“, hieß es in der rechtskatholischen Zeitung „Nasz Dziennik“. Duda, der den polnischen Wählern noch vor Monaten weitgehend unbekannt war, wurde beschrieben als „David, der Goliath zu Fall brachte“. „Die Arroganz wurde abgestraft“, hieß es in dem PiS-nahen Nachrichtenportal Niezalezna.pl. Dudas Erfolg weckte aber bei manchen Beobachtern der polnischen Politikszene auch Erinnerungen an die Zeit, als Polen unter dem nationalkonservativen Präsidenten Lech Kaczynski und seinem Zwillingsbruder Jaroslaw als Regierungschef kaum einen Konflikt mit den Nachbarn ausließ.

„Ich bin mir sicher, dass Polen und Deutschland weiterhin enge Partner bleiben werden“, sagte dagegen der Polen-Beauftragte der Bundesregierung, Dietmar Woidke (SPD). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhofft sich eine weitere Vertiefung der Beziehungen beider Länder. „Dass wir heute so eng Seite an Seite stehen, verdanken wir gerade auch der Bereitschaft Ihres Landes, nach den unermesslichen deutschen Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs Deutschland die Hand zu Versöhnung und Partnerschaft zu reichen“, führte Merkel am Montag in einem Glückwunschschreiben aus. Bundespräsident Joachim Gauck verknüpfte seine Gratulationen mit dem Wunsch: „Dieses Vertrauen zu festigen und zu vertiefen bleibt unsere gemeinsame Aufgabe.“