Berlin. Gründer Bernd Lucke kontra Co-Chefin Frauke Petry. Beide schließen künftige Zusammenarbeit aus

Der Riss in der Spitze der Alternative für Deutschland ist wohl nicht mehr zu kitten. Parteigründer Bernd Lucke sagte am Freitag vor Beginn einer Sitzung des AfD-Bundesvorstandes in Berlin, er sei von der Co-Vorsitzenden Frauke Petry enttäuscht. Ihr gehe es nur darum, „ihren persönlichen Ehrgeiz zu befriedigen“. Er könne sich deshalb nicht vorstellen, auch nach dem Bundesparteitag in drei Wochen noch mit Petry im Vorstand zusammenzuarbeiten. Auch Petry schloss dies aus. Sie warf Lucke vor, er habe der AfD mit der Gründung seines Vereins „Weckruf 2015“ stark geschadet. Der Vizevorsitzende Alexander Gauland sagte: „Ich halte es für sehr schwierig nach diesen Vorfällen, dass Bernd Lucke die Gesamtpartei führt.“

Freitag, neun Uhr, Konrad Adam betritt als erstes Mitglied des Bundesvorstandes das schlauchförmige Büro der AfD in Berlin. Der konservative Parteivorsitzende hat sich auf einen Tag voller Streit und Vorhaltungen eingestellt. Gegen politische Auseinandersetzungen habe er nichts, sagt er, „aber auf einiges, was da zuletzt gelaufen ist, hätte ich gut verzichten können.“ Dynamischer Auftritt von Frauke Petry mit kleinem Rollkoffer: Das zweite Mitglied des Vorstandes ist kampfbereit. Einmal kurz durchatmen, dann sitzt das Lächeln. Petry sagt es klar und deutlich: Mit Parteigründer Lucke will sie nicht mehr zusammenarbeiten.

Auch Lucke selbst ist auf Krawall gebürstet. Er sagt: „Ich habe den Eindruck, dass es Frauke Petry vor allem darum geht, Vorsitzende in der AfD zu werden.“ Dass die Grabenkämpfe der vergangenen Wochen auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen sind, merkt nur, wer ihn besser kennt. Sein Auftreten ist noch kontrollierter als sonst. Vor allem, dass sich Partei-Vize Gauland jetzt so klar auf die Seite von Petry geschlagen hat, ist bitter für den Parteigründer. „Es wäre lächerlich, zu behaupten, dass das keinen Einbruch geben würde, wenn Herr Lucke plötzlich aus dem öffentlichen Bild der AfD verschwinden würde. Ich glaube aber, der Kern der Partei ist insgesamt stabil genug“, sagt Gauland. Der ehemalige Staatssekretär sieht sich selbst im Zentrum der Partei. Lucke steht seiner Ansicht nach am Rand.

Ja, es geht bei der AfD auch um Macht, Posten und Eitelkeiten. Doch Auslöser für den erbitterten Streit, der die Partei zu entzweien droht, waren inhaltliche Meinungsverschiedenheiten - vor allem in der Asyl- und Zuwanderungspolitik. Wer als Sieger aus dem Ring geht, wird sich auf dem Parteitag am 13. Juni in Kassel zeigen. Dann werden Lucke und Petry bei der Wahl des Bundesvorstandes gegeneinander antreten. Sollte Petry gewinnen, würde Lucke vielleicht die Partei verlassen. Eine Neugründung ist nicht auszuschließen.