Moskau.

Ausgerechnet vor der mit viel Pomp und Geld geplanten Militärparade zum 70. Jahrestag des Triumphs über Hitler-Deutschland am 9. Mai trübt der Ärger von Veteranen das Image der stolzen Siegernation. Auf rund 2,5 Millionen wird die Zahl der noch lebenden Weltkriegsveteranen geschätzt. Eigentlich dürfte es ihnen in Russland nicht schlecht gehen. Die Gesetze sehen viele Vergünstigungen für sie vor. So steht Teilnehmern des Zweiten Weltkrieges etwa eine bevorzugte Aufnahme in Altersheimen zu. Ein Gesetz von 1995 regelt zudem Zuschüsse zu Mieten, verbilligte Fahrkarten sowie Gratis-Prothesen. Vor allem aber versprach der damalige Präsident Dmitri Medwedew bedürftigen Veteranen 2008 per Erlass neue Wohnungen.

Als „Schande“ bezeichnet es die liberale Oppositionspartei Jabloko, dass dieses Versprechen längst nicht umgesetzt wurde. Beobachter meinen, zwar gebe es „Vorzeigeveteranen“, denen es an nichts fehle, doch zeige sich eine Zweiklassengesellschaft. Tausende alter Menschen warten auch sieben Jahre später noch immer auf ein neues zu Hause. Nicht nur bei der Versorgung mit Wohnungen hapert es. Manche Veteranen klagen über Probleme beim Auszahlen der Rente. Andere beschweren sich über mangelnde medizinische Versorgung. Ihr Andenken werde mit Füßen getreten, kritisieren Betroffene.

Die Behörden wüssten, dass die Zeit für sie arbeite, meinen Kritiker. Viele Weltkriegsteilnehmer sind 90 Jahre oder älter. Dennoch: Am Tag des Sieges sollen die Veteranen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Aber nur eine handverlesene Gruppe von rund 560 Kriegsteilnehmern darf als Teil der rund 5000 erwarteten Gäste auf dem Roten Platz die Parade von einer Ehrentribüne aus anschauen. „Der Rote Platz ist nicht aus Gummi“, begründet Kremlsprecher Dmitri Peskow die begrenzte Teilnehmerzahl. Als kleine Anerkennung für die Veteranen verteilt die Regierung zum 9. Mai noch Geschenke: 7000 Rubel (etwa 125 Euro) erhalten sie einmalig zum Siegestag. Lieber wäre vielen aber wohl die versprochene Wohnung.