Hamburg.

Der Flüchtlingsstrom nach Deutschland beschert dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) derzeit neue Aufgaben. Allein im vergangenen Jahr seien von Flüchtlingen mehr als 1000 Suchanfragen nach Angehörigen eingegangen, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters am Montag in Hamburg anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Einrichtung. „In Anbetracht der aktuellen Situation müssen wir uns darauf einstellen, dass diese Zahl steigt, denn Krisen und bewaffnete Konflikte weltweit führen weiterhin zu erzwungenen Familientrennungen.“ Seit Ende des Zweiten Weltkriegs habe Europa nicht mehr solche Flüchtlingsströme erlebt wie gegenwärtig, verdeutlichte Seiters.

Der DRK-Suchdienst war im April 1945 in Flensburg am Rande der großen Flüchtlingsströme zunächst von Freiwilligen gegründet worden. Im September wurde er unter dem Namen „Deutsches Rotes Kreuz, Flüchtlingshilfswerk, Ermittlungsdienst, Zentrale-Suchkartei“ nach Hamburg verlegt. Als „Zonen-Zentrale Hamburg“ setzte er die Arbeit dort fort. Fast zeitgleich begann die Suchdienstarbeit in München, der Zonen-Zentrale im amerikanischen Sektor. Die Suchdiensthelfer erfassten Anfragen, forschten nach vermissten Angehörigen und bemühten sich über Ländergrenzen hinweg, getrennte Familien zusammenzuführen. Später entstand eine Zentrale Namenskartei mit mehr als 50 Millionen Karteikarten.

Auch heute noch gehöre die Suche nach Angehörigen, die seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst werden, zu den zentralen Aufgaben, so Seiters. 2014 hätten rund 14.000 solcher Anfragen das DRK erreicht. In mehr als 4300 Fällen habe der Suchdienst Auskünfte über das Schicksal der Gesuchten geben können.