Jerusalem.

Israel hat am Donnerstag der Opfer des Holocaust gedacht. Landesweit ertönten um zehn Uhr (Ortszeit) die Sirenen und ruhte für eine Minute das öffentliche Leben. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Europa rund sechs Millionen Juden ermordet. In Israel leben noch knapp 190.000 Überlebende der Judenvernichtung.

Der „Horror der Vergangenheit“ dürfe die Zukunft nicht diktieren, mahnte Präsident Reuven Rivlin bei der offiziellen Zeremonie in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Er ging in seiner Ansprache auf das Leid der Überlebenden und deren schwierige Rückkehr ins Alltagsleben ein. Er erinnere sich selbst noch an die Zeit, als die ersten Überlebenden nach Palästina kamen, „die ersten, bei denen wir eine Nummer auf dem Arm sahen“, sagte der 75-jährige Staatschef. Auschwitz sei „der schreckliche Tiefpunkt“ gewesen, doch die jüdische Geschichte „hat nicht mit dem Holocaust angefangen, und sie hört nicht damit auf“.

Der Präsident widersprach Darstellungen, der Staat Israel sei eine Art der Kompensation für den Holocaust. Dies sei eine große Fehleinschätzung. „Der Staat Israel wurde gegründet aus Liebe und Sehnsucht nach einer Heimstätte, nicht aus Angst vor Vernichtung und Hass“, sagte Rivlin.

Regierungschef Benjamin Netanjahu nannte es als seine Aufgabe, „einen zweiten Holocaust zu verhindern“. Der Sieg über den Nationalsozialismus sei nicht nur ein Tag der Freude und Erleichterung, sondern auch ein Tag der Trauer für das jüdische Volk gewesen. Vor dem Zweiten Weltkrieg habe der Westen vergeblich versucht, Nazideutschland zu beschwichtigen. Dieser Fehler wiederhole sich nun in der westlichen Politik gegenüber dem Iran. Nachdrücklich warnte Netanjahu vor der Gefahr einer iranischen Atommacht.