Berlin. Streit um Standard-Sturmgewehr der Bundeswehr

Das Rüstungsunternehmen Heckler & Koch schließt Schadenersatzzahlungen an das Verteidigungsministerium nach dessen Kritik am Sturmgewehr G36 aus. Die Güteprüfstelle der Bundeswehr habe jedes einzelne der 178.000 an die Truppe gelieferten Gewehre abgenommen, teilte die Firma im baden-württembergischen Oberndorf mit. „Insofern sind jegliche Erwägungen bezüglich einer Mängelgewährleistung sachlich und juristisch verfehlt.“ Zugleich verwahrte sich die Firma erneut gegen die Kritik des Ministeriums, das der Standardwaffe der Bundeswehr Ungenauigkeit bei hohen Temperaturen und im heißgeschossenen Zustand bescheinigt hatte.

„Wir sind erschüttert über die in den vergangenen Tagen vom Bundesministerium der Verteidigung getätigten Aussagen zum Gewehr G36“, erklärte Heckler & Koch (HK). Aus Medienberichten lasse sich ableiten, dass die Bundeswehr inzwischen unter bewusstem Ausschluss von Heckler & Koch in den vergangenen sechs Monaten eigene neue Prüfkriterien definiert haben müsse, die dem Unternehmen bis heute nicht zugänglich gemacht worden seien.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte die Zukunft des G36 am Montag wegen technischer Mängel als Standard-Sturmgewehr der Bundeswehr infrage gestellt. Waffen von HK genießen bei Soldaten und Spezialkräften weltweit einen guten Ruf. Das G36 ist bei Militär und Polizeien in mehr als 35 Staaten im Einsatz. Bei der Bundeswehr wurde es 1997 eingeführt. Seither haben sich die Einsatzszenarien jedoch stark verändert. In den 90er Jahren waren stundenlange Gefechte deutscher Soldaten in der Hitze Afghanistans nicht vorstellbar.

HK steht wegen hoher Schulden unter Druck. Zudem leidet die Firma darunter, dass die Bundesregierung den Export von G36-Bauteilen nach Saudi-Arabien blockiert, wo HK eine Fabrik für das Sturmgewehr aufgebaut hat. Die Genehmigung dazu erhielt das Unternehmen 2008.