Hamburg. Kapitän richtete vor Flugnach Köln einfühlsame Worte an die Passagiere

Ein gutes Gefühl hatte Britta Englisch nicht, als sie am Mittwoch für ihren Flug von Hamburg nach Köln eincheckte. Ausgerechnet mit Germanwings würde sie reisen, der Airline, deren Flugzeug tags zuvor abgestürzt war. „Der Verstand sagt einem, dass es unmöglich ist, dass zwei Flieger derselben Airline an zwei aufeinanderfolgenden Tagen abstürzen. Aber vom Bauchgefühl her sah es ganz, ganz anders aus.“ Dass es anders sein würde als sonst, merkte Britta Englisch schon beim Einstieg: Neben den Flugbegleitern stand am Eingang auch der Pilot. „Er begrüßte jeden einzelnen Passagier, er schaute den Menschen ins Gesicht, und wenn jemand etwas zögerte, sprach er ihn an.“

Als alle saßen, griff der Pilot zum Mikrofon: „Er hat uns erzählt, wie ihn und die Crew der Absturz betroffen hat“, sagt Britta Englisch. Der Pilot geht darauf ein, dass an diesem Tag viele Germanwings-Mitarbeiter nicht fliegen wollen oder können. „Aber dann hat er gesagt: Wir arbeiten heute freiwillig, alle.“ Dann erzählt der Pilot, dass er und die anderen Crewmitglieder Familien haben. Und dass sie alles tun wollten, damit sie diese am Abend wieder in die Arme schließen könnten.

„Nach der Ansprache war es einen Moment ganz still. Und dann haben ­alle applaudiert“, sagt Britta Englisch. Auf dem Rückflug schreibt sie ihr Erlebnis auf und postet es auf der Germanwings-Seite bei Facebook. Der Eintrag schlägt hohe Wellen: Fast 300.000 Likes, mehr als 15.000 Menschen empfehlen den Post weiter.

In den Kommentaren melden sich auch Germanwings-Angestellte zu Wort. Adriana G., offenbar Stewardess, postet: „Danke an alle Kollegen, die die richtigen Worte für unsere Gäste finden, und danke an alle Gäste, die unsere Arbeit in solch schweren Tagen zu schätzen wissen und vertrauen.“ Ein Facebook-Nutzer fordert, dem Piloten eine Auszeichnung für einfühlsames Verhalten zu verleihen, Nutzerin Hatice Y. wünscht sich, dass diese Haltung zur Norm wird: „Das sollte jeder Pilot, vor jedem Flug in jeder Maschine tun.“