Kiew/Washington.

Nach mehreren Tagen relativer Ruhe hat es im umkämpften Osten der Ukraine erneut Gefechte gegeben. Binnen 24 Stunden seien drei Soldaten getötet und sieben weitere verletzt worden, sagte Armeesprecher Andrej Lyssenko. An den meisten Frontabschnitten seien die Kämpfe eingestellt worden, es gebe jedoch weiterhin Gefechte in Dörfern nahe der Ruine des Flughafens von Donezk, sagte Lyssenko. Prorussische Separatisten hätten dort ukrainische Stellungen mit Panzern und Mörsergranaten angegriffen.

Am Freitag setzte das Militär seinen am Vortag begonnenen Abzug schwerer Waffen aus dem Kampfgebiet fort. Nach Angaben der ukrainischen Armee ist die Zahl der Rebellenangriffe erheblich zurückgegangen, deshalb werde der Abzug von 100-Millimeter-Geschützen entlang der Frontlinie fortgeführt. Die Rebellen erklärten, sie hätten ihren Abzug nahezu abgeschlossen. Armeesprecher Lyssenko warf dagegen den Rebellen vor, ihre schweren Waffen nicht weit genug weggeschafft zu haben. Diese könnten binnen 30 Minuten wieder an der Front sein. Aber auch die ukrainische Armee könnte nach den Worten von Präsident Petro Poroschenko umgehend wieder kampfbereit sein. Die Soldaten könnten die Waffen „jederzeit an ihre ursprüngliche Position“ zurückverlegen. Gemäß den Bedingungen einer Waffenruhe soll der Abzug schwerer Waffen binnen zwei Wochen abgeschlossen sein.

Uno-Sicherheitsrat berät über dieUmsetzung des Minsker Abkommens

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bestätigte einzelne Waffenbewegungen auf beiden Seiten. „Es ist aber noch zu früh, um zu sagen, dass der Abzug stattfindet“, sagte der OSZE-Sprecher Michael Bociurkiw. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wollte am Freitag in New York über die Umsetzung des Minsker Abkommens beraten, in dem der Abzug schwerer Waffen festgeschrieben wurde. Die Dringlichkeitssitzung wurde auf Bitten Deutschlands und Frankreichs anberaumt. Der britische Außenminister Philipp Hammond warf Russland im Vorfeld vor, die Vereinbarungen von Minsk nicht einzuhalten. Großbritannien schließe „die Möglichkeit“ eines erneuten Angriffs der Rebellen nicht aus. Die US-Regierung sah am Donnerstag erstmals eine „leichte“ Verbesserung der Lage in der Ostukraine.

US-Geheimdienstdirektor James Clapper rechnet mit einer neuen Offensive der prorussischen Separatisten auf die ostukrainische Hafenstadt Mariupol im Frühjahr. Clapper sagte bei einer Kongressanhörung in Washington, nach Einschätzung der amerikanischen Nachrichtendienste stehe ein Angriff nicht unmittelbar bevor. „Ich glaube, sie werden bis zum Frühjahr warten, bevor sie angreifen.“ Die Dienste gehen davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin sich die Kontrolle über Teile der Ostukraine samt eines Landzugangs zur Krim sichern wolle.