Drei Tote und viele Verletzte bei Explosion in Ankara. Staatspräsident Abdullah Gül spricht von Terror, Westerwelle geißelt “blinde Gewalt gegen Unschuldige“.

Ankara/Berlin/Osnabrück. Der tödliche Anschlag in Ankara hat den Besuch von Bundespräsident Christian Wulff und seinem türkischen Amtskollegen Abdullah Gül in Wulffs Heimatstadt Osnabrück überschattet. Gül beklagte beim Empfang im historischen Rathaus am Dienstag „Terror gegen die Zivilbevölkerung“. Wulff sprach ihm im Namen aller Deutschen sein Mitgefühl aus. Ungeachtet der Vorfälle setzten die Staatsoberhäupter ihr Programm fort.

Gül reagierte bestürzt auf die Explosion. Als er in das Flugzeug gestiegen sei, habe er erfahren, „dass es in Ankara zu einem Attentat kam und dass dabei leider auch Menschen ums Leben gekommen sind“. Offiziellen Angaben zufolge starben durch die Detonation in der Innenstadt drei Menschen. Gül sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

Der Bundespräsident äußerte sich erst am Nachmittag zu den Vorfällen und verurteilte den „fürchterlichen Anschlag“. Seiner Geburtsstadt, in der 1648 der Westfälische Frieden geschlossen wurde, dankte er dafür, „dass sie die Konsequenzen aus Krieg und Frieden richtig gezogen hat.“ Er mahnte, miteinander „friedfertig und weltoffen“ umzugehen. Gül lobte, dass Osnabrück als Friedensstadt eine sehr wichtige Funktion einnehme und die Menschen dort in Harmonie lebten.

Keine Änderung des Protokolls wegen der Explosion in Ankara

Mit der Einladung in seine niedersächsische Geburtsstadt revanchierte sich Wulff für einen Besuch in Güls Heimat Kayseri im vergangenen Oktober. Bei ihrer Ankunft am Rathaus wurden sie von mehreren Hundert Schaulustigen unter großem Beifall begrüßt. Es folgte ein Bad in Menge. Am Rande protestierten Anhänger lautstark für den inhaftierten Führer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan.

Nachdem sich die Staatsoberhäupter und ihre Gattinnen ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatten, zeigte Wulff seinem Amtskollegen die Marienkirche und den Dom. Im Anschluss stand ein Besuch bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und am Zentrum für Interkulturelle Islamstudien der Universität Osnabrück auf dem Programm.

Dort lobte Gül die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland. Er bekräftigte außerdem seine Forderung, Muslime in Deutschland sollten die deutsche Sprache sprechen. Wulff sagte, der Dialog zwischen den Religionen sei für das Zusammenleben in einer Gesellschaft von überragender Bedeutung. Deutschland könne Vorbild sein beim Umgang mit Minderheiten.

Vor seinem Besuch hatte Gül mit Kritik an der deutschen Einwanderungspolitik für Aufsehen gesorgt. In einem ZDF-Interview hatte er gerügt, das verschärfte deutsche Einwanderungsrecht widerspreche den Menschenrechten. Eine Rede Güls in der Berliner Humboldt-Universität am Montagabend konnte wegen einer Bombendrohung erst mit mehrstündiger Verspätung beginnen. In Deutschland leben etwa 2,5 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln, ein Drittel hat einen deutschen Pass.