Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte noch hektisch während ihres Messe-Rundgangs auf der Cebit. Guttenbergs Erklärung im Live-Ticker.

Hamburg. An diesem Dienstag sollte der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ursprünglich einen Wahlkampfauftritt in Sachsen-Anhalt absolvieren. Dort wird am 20. März ein neuer Landtag gewählt. Das ist alles Makulatur. Denn Guttenberg tritt aufgrund der Affäre um das Plagiat seiner Doktorarbeit zurück.

Lesen Sie hier im Live-Ticker bei abendblatt.de die wichtigsten Passagen aus Guttenbergs Erklärung:

11:36 Uhr: Guttenberg tritt ab. Er wirkt konsterniert und ermattet. „Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht."

11:34 Uhr: Guttenberg sagte: „Wer sich für die Politik entscheidet, kann keinen Respekt erwarten." Er danke allen Parteikollegen, die ihn unterstützt hätten, und der Bevölkerung, die ihn ermuntert habe, im Amt zu bleiben.

11:28 Uhr: Erste Sätze Guttenbergs laufen über dpa: Guttenberg sagte, er könne es nicht mehr verantworten, dass die Plagiats-Affäre auf dem Rücken der Bundeswehrsoldaten ausgetragen werde. Die öffentliche und mediale Betrachtung drehe sich nur noch um die Person Guttenberg und seine Dissertation. Der Tod und die Verwundung von Soldaten rückten in den Hintergrund. Dies sei eine „dramatische Verschiebung“. Für das fordernde Amt des Verteidigungsministers brauche man ungeteilte Konzentration und fehlerfreie Arbeit. Er habe die größte Reform in der Geschichte der Bundeswehr angestoßen, betonte Guttenberg.

11:25 Uhr: Es durften nur ausgewählte Journalisten zur Erklärung Guttenbergs. Das rief enormen Unmut unter den Korrespondenten hervor. Einige Berichterstatter mussten vor den Toren des Verteidigungsministeriums warten und waren heftig empört. Zuletzt hatte Guttenberg ebenfalls seinen Sprecher in die Bundespressekonferenz geschickt, um selbst parallel eine Erklärung vor handverlesenen Pressevertretern zu geben. Später entschuldigte er sich für dieses unübliche Vorgehen.

11:22 Uhr: Guttenberg ist zurückgetreten, das meldet der Fernsehsender Phoenix. Guttenberg werde von allen parteipolitischen Ämtern zurücktreten. Er wolle politischen Schaden abwenden. Es heißt, es sei Guttenbergs eigene Entscheidung gewesen. Das bedeutet: Seine Partei und die Bundeskanzlerin hätten ihn demnach nicht gedrängt.

Guttenberg hatte nach den ersten Enthüllungen über Fehler und Täschungen in seiner Doktorarbeit zunächst die Vorwürfe als abstrus bezeichnet. Anschließend legte er seinen Doktortitel nieder, was allerdings rechtlich nicht geht. Die Universität Bayreuth entzog ihm dann nach kurzer Prüfung den Doktortitel. Kanzlerin Merkel hielt jedoch auch an ihm fest, als er sich im Bundestag den Fragen der Opposition stellte und die Vorwürfe in der Sache nicht entkräften konnte.

Die Plagiatsaffäre um seinen erschlichenen Doktortitel hatte eine neue Wendung bekommen. Sein eigener Doktorvater rückte von Guttenberg ab – und gibt damit selbst Fehler zu. Der inzwischen emeritierte Professor Peter Häberle sagte, die Aberkennung des Doktortitels sei die notwendige Folge der Copy-and-Paste-Affäre gewesen. Dass er die Vorwürfe gegen den Schummel-Doktor erst zurückgewiesen hatte, sei vorschnell gewesen, hieß es in einer auf der Homepage der Universität Bayreuth veröffentlichten Erklärung Häberles. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Rücktritt Guttenbergs nichts wissen will, explodiert die Empörung im deutschen Wissenschaftsbetrieb.

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Der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Karl-Werner Hansmann schrieb sich im Hamburger Abendblatt (Dienstagausgabe) seine Aufregung vom Leib. Er sprach von Fakten, die für jedermann einsehbar seien: im Internet unter http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate . Hansmann sprach von „schwerwiegender Täuschung der Promotionskommission, aber auch der Öffentlichkeit“, weil die Doktorarbeit veröffentlicht ist. Hansmann: „An vielen Stellen werden die sonst wörtlichen Übernahmen durch kleine Satzumstellungen verändert oder Zahlen korrigiert, wie in der Einleitung, wo die Gründung der USA im abgekupferten Original ,vor rund 200 Jahren’ stattfand, in der Doktorarbeit von zu Guttenberg ,vor über 215 Jahren’. Dass dies aus ,Versehen’ verändert wurde, ist praktisch unmöglich, da die Aussage kein handwerklicher Fehler, sondern sogar genauer als das Original ist.“