In der vierten Verhandlungsrunde gingen Gegner und Befürworter tief in die Details. Die Bahn hält nichts von einer Kopfbahnlösung.

Stuttgart. „Was ist denn K21? Eine Wolke. Sie sind wie ein Pudding, den man versucht, an eine Wand zu nageln“, tönt es von der Seite der Stuttgart-21-Befürworter. In der vierten Verhandlungsrunde zwischen Gegnern und Befürwortern des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 ging es am Donnerstag vor allem um eine Frage: Ist die Modernisierung des Stuttgarter Kopfbahnhofs (K 21) nur um den Preis massiver Eingriffe in das Neckartal und bei jahrelangen Störungen des Bahnverkehrs möglich? Die Bahn und Befürworter des Milliarden-Bauvorhabens prüfen das Konzept der S-21-Kritiker auf Herz und Nieren. Der Hauptvorwurf lautet: Die Gegner von Stuttgart 21 lassen sich nicht festlegen.

Denn die Kritiker eines Umbaus des Kopfbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation werben mit einer Konzeption, die aus mehreren Modulen besteht. Zuerst soll die Bahnhofshalle saniert, die Zahl der ausfahrenden Gleise erhöht und der Gleisverlauf optimiert werden. Dies bringe schnell eine Verbesserung des Zugverkehrs im Interesse der Bahnfahrer. Die Weiterführung zum Flughafen, der Ausbau der Strecke durchs Neckartal, der Anschluss an die künftige Schnellbahntrasse nach Ulm oder die Integration des S-Bahn-Verkehrs werden stets als Optionen dargestellt.

Was die Befürworter von K21 als große Stärke ihres Konzepts herausstreichen, ist aus Sicht der Bahn die allergrößte Schwäche. „Wir müssen doch eine Aussage über die Leistungsfähigkeit des Bahnknotens Stuttgart machen“, wirft Bahn-Vorstand Volker Kefer in die Runde. Sonst lasse sich die gegenwärtig auf 4,1 Milliarden Euro bezifferte Verlegung des Bahnhofs unter die Erde und der Anschluss an die Schnellfahrstrecke nicht mit K21 vergleichen.

Außerdem machten es sich die S21-Gegner bei den notwendigen Genehmigungen zu einfach, setzt Umwelt- und Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) hinzu. Denn die bisherigen Planfeststellungsbeschlüsse seien hinfällig, wenn man Stuttgart 21 aufgebe. Für die auch bei K21 notwendigen neuen Gleisführungen seien lange Planungsverfahren nötig. Kefer malt sogar die Horrorzahl von bis zu 30 Jahren an die Wand, die für die Verwirklichung benötigt würden.

Das will Boris Palmer, Tübinger Oberbürgermeister und Grünen- Verkehrsexperte, nicht gelten lassen. Er setzt darauf, dass der Kopfbahnhof innerhalb von fünf Jahren saniert und modernisiert werden kann und damit auch der Regional- und Nahverkehr sofort profitiert. Bei der Schnellbahntrasse schade es nicht, noch etwas zu warten, denn von 2016 an würde der Bund die Finanzierung übernehmen und das Land könnte 900 Millionen Euro sparen, die es nach bisherigen Plänen ausgeben wolle, um die Strecke schneller gebaut zu bekommen.

Schlichter Heiner Geißler wirbt im Halbstundentakt um Verständlichkeit in der Debatte, muss aber zeitweise kapitulieren, als die Verkehrsfachleute sich in einen Streit um die Höhe von Bahnsteigen und spezielle Schienenfahrzeuge verbeißen. Aber kurzzeitig lässt der Vermittler auch ein bisschen seine Sympathie für die S21-Kritiker durchblitzen, als er für bestehende Bahnstrecken wirbt, auf denen er in früheren Jahren gen Stuttgart fuhr. „Wir lassen eine der schönsten Bahnstrecke der Welt verschwinden“, sinniert Geißler über die bisherige Bahnlinie nach Ulm an der sogenannten Geislinger Steige. Im nächsten Atemzug unterstreicht der erfahrene Vermittler allerdings gleich seine Neutralität. Welchen Schlichterspruch er am Ende verkünden wird, bleibt weiter offen.