“Wir brauchen einen ergebnisoffenen und transparenten Vergleich zwischen unterschiedlichen Gesteinen und Standorten“, sagt Trittin.

Hamburg. abendblatt.de: Bundesumweltminister Röttgen, ein CDU-Politiker, ist davon überzeugt, dass erneuerbare Energien schon 2030 die Atomkraft ersetzen können. Wo bleibt das Lob der Grünen, Herr Trittin?

Jürgen Trittin: Nur weil es in der Union noch ideologisch verbohrtere Atomkraftbefürworter gibt als ihn, muss ich Norbert Röttgen nicht loben. Er will den Atomkonsens aufkündigen. Jede Verlängerung der Laufzeiten wird die Gesellschaft aufs Neue spalten. Sie behindert die Entwicklung erneuerbarer Energien.

abendblatt.de: Röttgen packt die Endlagerfrage an, die Rot-Grün und Schwarz-Rot vernachlässigt haben.

Trittin: Nein, Röttgens unmittelbare Vorgänger wollten die politische Vorfestlegung auf Gorleben aufheben. Diesen Mut hat Röttgen nicht. Stattdessen will der Umweltminister unter dem Deckmantel der Erkundung den Schwarzbau des Endlagers im Gorleber Salzstock vollenden – ohne ein atomrechtliches Genehmigungsverfahren. Wir Grünen werden alles tun, dies zu verhindern – im Parlament, auf der Straße und bei Gericht.

abendblatt.de: Deutschland braucht ein Endlager. Wo würden Sie es bauen?

Trittin: Wir brauchen einen ergebnisoffenen und transparenten Vergleich zwischen unterschiedlichen Gesteinen und Standorten, wie die Schweiz es vormacht. Das hat die Union bisher systematisch verhindert. Und davor drückt sich auch Herr Röttgen. Die Atomfans in der Union um Volker Kauder blockieren gleichzeitig die Suche nach dem sichersten Lager für den von ihnen produzierten Atommüll.