Er ist überwiegend männlich, berufstätig und gehört oftmals weder einer Partei noch einer Konfession an. Islam oder Islamisierung seien Gründe, an der Bewegung teilzunehmen. Das Hauptmotiv ist jedoch ein anderes.

Dresden. Der typische „Pegida“-Demonstrant entstammt einer Studie zufolge der Mittelschicht, ist 48 Jahre alt, männlich, gut ausgebildet und berufstätig. Außerdem verfüge er über ein für sächsische Verhältnisse leicht überdurchschnittliches Nettoeinkommen, heißt es in einer am Mittwoch von der TU Dresden präsentierten wissenschaftlichen Untersuchung. Danach gehört der durchschnittliche „Pegida“-Anhänger zudem weder einer Partei (62 Prozent), noch einer Konfession (73 Prozent) an. Immerhin sind ein Viertel Kirchenmitglieder: 21 Prozent sind Protestanten, vier Prozent Katholiken.

Die von einem Team um den Politikwissenschaftler Hans Vorländer erstellte Studie basiert auf der Befragung von rund 400 Demonstrationsteilnehmern auf drei Kundgebungen der Initiative „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Die Befragungen wurden am 22. Dezember 2014 sowie am 5. und 12. Januar 2015 gemacht. Dabei hätten etwa 65 Prozent der ursprünglich angesprochenen Teilnehmer eine Befragung abgelehnt.

Laut Vorländer sind drei Viertel der Demonstrationsteilnehmer männlich und 70 Prozent berufstätig, darunter drei Prozent Beamte und 20 Prozent Selbstständige. Außerdem waren 18 Prozent der Befragten Rentner und neun Prozent Studenten.

Die befragten Demonstranten gaben dabei an, nur zu einem knapp einem Viertel durch „Islam, Islamismus oder Islamisierung“ motiviert gewesen zu sein. Das Hauptmotiv für die Teilnahme an „Pegida“-Demonstrationen sei eine generelle „Unzufriedenheit mit der Politik“. An zweiter Stelle wird die Kritik an Medien und Öffentlichkeit genannt. An dritter Stelle folgen grundlegende Ressentiments gegenüber Zuwanderern und Asylbewerbern, dabei seien Vorbehalte gegen Muslime und den Islam besonders ausgeprägt, hieß es.

Bewegung ein Ventil?

In den Befragungen sei „die Wahrnehmung einer tiefen Kluft“ zwischen den Massenmedien, der veröffentlichten Meinung und der etablierten Politik auf der einen Seite und den Problemen des Bürgers und dem „Willen des Volkes“ auf der anderen Seite zum Ausdruck gekommen, erklärte Vorländer. Daraus lasse sich schließen, dass die Kundgebungen für die Mehrheit der Teilnehmer in erster Linie eine Möglichkeit seien, „tief empfundene, bisher nichtöffentlich artikulierte Ressentiments gegenüber politischer und meinungsbildender Elite zum Ausdruck zu bringen“. Die Gegenüberstellung von „Die da oben“ und „Wir hier unten“ in Kombination mit fremdenfeindlichen Einstellungen werde traditionell zum rhetorischen Arsenal rechtspopulistischer Strömungen gerechnet, hieß es weiter.

Ob sich „Pegida“ dauerhaft als Bewegung werde etablieren können oder ob es sich nur um eine temporäre Erscheinung handelt, sei noch eine offene Frage, erklärte Vorländer weiter. Bei der Frage nach ihrer Herkunft nannten 36 Prozent der Demonstrationsteilnehmer Dresden und Umgebung, 38 Prozent Sachsen ohne Dresden, neun Prozent Ostdeutschland ohne Sachsen und sechs Prozent Westdeutschland.