Nur einen Tag nach dem Aufruf der Verteidigungsministerin von der Leyen haben sich 500 Bundeswehr-Soldaten, aber auch Reservisten und Zivilisten gemeldet. Jetzt muss zunächst ihr Kenntnisstand geprüft werden.

Berlin. Der Aufruf war ein voller Erfolg: Rund 500 Angehörige der Bundeswehr haben sich bereits 24 Stunden nach dem Aufruf von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) für die Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika gemeldet. Die Freiwilligen kämen aus allen Teilen des Militärs, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Dienstag.

Von der Leyen wertete die Resonanz als ein „großartiges Zeichen der Hilfsbereitschaft, darauf kann Deutschland stolz sein“. Auch Reservisten und Zivilisten seien bereit, Ebola-Kranke in Liberia zu versorgen, hieß es im Verteidigungsministerium. Der Kenntnisstand der Interessenten müsse nun geprüft werden, um sie schnellstmöglich für einen Einsatz auszubilden. Die EU-Länder wollen Krisenhelfer besser absichern.

In Großbritannien meldeten sich nach einem Bericht des britischen Rundfunksenders BBC 160 Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitssystems für einen Ebola-Einsatz. In Westafrika grassiert die Epidemie weiter. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte, dass die Zahl der Ebola-Fälle auf mindestens 20.000 steigen könne, sollte die Seuche nicht entschlossener bekämpft werden. In Guinea, Liberia und Sierra Leone wurden bislang mehr als 5.800 Infizierte registriert, von denen mindestens 2.800 starben.

Die Zahl der Erkrankten verdoppelt sich laut WHO in etlichen Ebola-Regionen alle zwei bis vier Wochen. Die Sterberate liege dort bei über 70 Prozent. Gegen die Krankheit, die über Körperflüssigkeiten übertragen wird, gibt es keine zugelassene Impfung und kein erprobtes Heilmittel.

Liberias Präsidentin bat Merkel eindringlich um Hilfe

Die US-Seuchenschutzbehörde CDC hat sogar vor einer noch drastischeren Ausbreitung der Ebola-Epidemie gewarnt. Bis zum 20. Januar 2015 könne die Zahl der Infizierten auf 550.000 bis 1,4 Millionen steigen, heißt es im am Dienstag veröffentlichten, wöchentlichen Krankheits- und Sterbebericht der Behörde. Die Zahlen basieren auf der Annahme, dass in Wahrheit bereits 2,5 mal mehr Menschen mit dem Virus infiziert sind als bekannt.

Die Behörde räumte ein, dass die Vorhersage auf Erhebungenn aus dem August basiert – bevor die USA und andere Länder ihre Hilfen für die Krisengebiete massiv aufgestockt hatten. „Die Zahlen spiegeln nicht die gegenwärtigen Verhältnisse“, heißt es in dem Bericht.

Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eindringlich um Hilfe gebeten. In ihrem Land wütet das tödliche Virus am schlimmsten. Dort wurden mehr als 3.000 Erkrankungen registriert, mehr als die Hälfte der Patienten starben.

Ein hochrangiger UN-Repräsentant in Liberia beklagte die schleppende internationale Hilfe. Das Land brauche dringend 700 Gesundheitsexperten aus dem Ausland, sagte Antonio Vigilante, der Vizechef der UN-Mission in Liberia. Derzeit seien dort höchstens 150 internationale Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern tätig. Zudem verfüge das Land nur bis zu 400 Betten in Isolierstationen. Nötig seien 2.000.

„Reale Möglichkeit“, dass Bürger sich bei Hilfseinsatz infizieren

Die EU-Regierungen wollen europäische Ebola-Helfer besser absichern. Es bestehe „eine reale Möglichkeit“, dass Bürger sich bei einem Hilfseinsatz infizieren könnten, heißt es in einem Arbeitspapier, über das die Gesundheitsminister der 28 EU-Staaten bei einem Treffen in Mailand berieten. Die Länder wollen daher einen Mechanismus schaffen, um sich im Ernstfall über Evakuierungsflüge und eine medizinische Versorgung vor Ort abstimmen zu können. Auf freiwilliger Basis sollten die einzelnen Regierungen etwa Flugzeuge, Personal und Spezialtragen für Kranke beisteuern, heißt es in dem Papier der italienischen EU-Präsidentschaft.

Ein besserer Schutz für Ärzte und andere Helfer sei eine entscheidende Voraussetzung für weitere Hilfsmaßnahmen für die Ebola-Gebiete, unterstrichen EU-Diplomaten. Die Gesundheitsminister zeigten sich einig, dass die Ebola-Epidemie eine globale Bedrohung sei, für deren Eindämmung mehr Geld und Personal nötig seien.

Bei der WHO behindert nach Expertenmeinung ein geradezu absurder Sparzwang die Bekämpfung der Ebola-Epidemie. Ausgerechnet in der Notfallabteilung der UN-Organisation seien die Mittel besonders drastisch gekürzt worden, schreibt die Forscherin Tine Hanrieder in einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Dienstagsausgabe). Die WHO benötige dringend eine solide Grundfinanzierung.