Der designierte Chef der Liberalen spricht von unverzeihlichen Fehlern des Vizekanzlers. Eine Hamburgerin drängt in die neue FDP-Spitze.

Düsseldorf/Frankfurt/Main. In zwei Wochen soll er neuer Chef der FDP werden: Christian Lindner. Und der forsche junge Liberale scharrt schon mit den Hufen – und lässt kein gutes Haar an seinem Vorgänger. Lindner, der wegen Rösler als Generalsekretär zurücktrat, sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, Rösler habe als Wirtschaftsminister die Energiewende für die FDP verbockt. „Das war die Chance, uns durch eine rationale und marktwirtschaftliche Energiepolitik gegen alle Mitbewerber zu profilieren“, sagte Lindner. „Es ist unverzeihlich, dass wir sie nicht genutzt haben." Damit warf Lindner dem unpopulären Vizekanzler noch derbe Kritik hinterher. Die FDP kam bei der Bundestagswahl nur auf 4,8 Prozent. In den Umfragen danach stürzte sie weiter ab.

Später versuchte Lindner, diese Kritik auf seiner Facebook-Seite wieder einzufangen. „Dass ich bedauere, dass die FDP nicht mehr Marktwirtschaft in der Energiepolitik durchsetzen konnte, hat nichts mit persönlichen Schuldzuweisungen zu tun.“ Doch die Aussage steht. In der Führungskrise der Partei vor zwei Jahren habe er Rösler bewusst den Vortritt gelassen, sagte Lindner. Jetzt gebe es aber eine neue Lage.

Derweil hat Nord-FDP-Chef Wolfgang Kubicki seine Partei aufgerufen, „mit breiter Brust“ für Ideale und Ziele der Liberalen zu kämpfen. „Die Menschen erwarten von uns Problemlösungen“, sagte der Fraktionsvorsitzende im Landtag von Schleswig-Holstein auf der Landesvertreterversammlung der FDP Thüringen in Erfurt. Nur so könne man die Menschen erreichen und gewinnen. „Jede Landtagswahl bis 2017 ist für die FDP eine Bundestagswahl“, mahnte Kubicki.

Dafür müssten die Liberalen alle „Waffen“ einsetzen, die sie haben, auch Stammtische und Talkshows, sagte Kubicki mit Blick auf entsprechende Diskussionen in den eigenen Reihen. Das Erscheinungsbild der Partei vor der Wahl im September sei von mangelnder Souveränität geprägt gewesen, kritisierte er. „Aus Mitleid wird man nicht gewählt.“ Jetzt heiße es, den Blick nach vorn zu richten: „Wir sind keine Selbsterfahrungsgruppe, sondern müssen uns um die Menschen kümmern.“

Die Hamburger FDP-Fraktionschefin Katja Suding wird für das Präsidium der FDP kandidieren. Sie wolle sich noch stärker einbringen, sagte die 37-Jährige. In Hamburg seien die Liberalen mit ihr als Spitzenkandidatin aus der außerparlamentarischen Opposition zurück in die Bürgerschaft gekommen. „Jetzt machen wir hier erfolgreiche Oppositionspolitik mit klarem liberalen Fokus. Diese Erfahrungen möchte ich auf Bundesebene nutzen, damit die FDP spätestens 2017 wieder im Deutschen Bundestag vertreten sein wird.“