Der adelige Außenminister Tschechiens peilt nach 20 Jahren die Rückkehr auf die Prager Burg an.

Prag. Auch nach 22 aktiven Jahren in der tschechischen Politik wirkt Karel Fürst zu Schwarzenberg mitunter wie ein Fremder auf der Prager Bühne. Er ist kein Außenseiter, aber doch irgendwie ein Außenstehender. Das mag mit Schwarzenbergs adeliger Abstammung zu tun haben, die dem passionierten Pfeifenraucher eine aristokratische Aura, aber auch eine innere Unabhängigkeit verleiht.

Keine Frage, Schwarzenberg möchte liebend gern tschechischer Präsident werden. Aber klar ist auch, dass sich der amtierende Außenminister um des Wahlsiegs willen nicht verbiegen wird. „Ich bin kein großer Parteimensch“, sagt der 76-Jährige und deutet damit an, dass ihm die tschechische Tagespolitik mit all ihren Windungen und Wendungen mitunter zuwider ist. Schwarzenberg, der einst mit den Grünen anbandelte und erst vor drei Jahren seine eigene, wertkonservative Partei TOP 09 gründete, ist im besten Sinne ein Freidenker.

Dazu beigetragen hat sicher seine erst Amtszeit auf der Prager Burg, der Residenz des Staatsoberhauptes. Unter dem legendären Dichterpräsidenten Vaclav Havel war Schwarzenberg dort von 1990 bis 1992 Kanzler – damals noch in der Tschechoslowakei. Der Fürst führte die Geschäfte des Künstlers und Staatsmannes. Es war ein spektakulärer Start nach der Rückkehr aus dem Exil.

Rund 40 Jahre lang, von 1948 bis 1989, hatte Schwarzenberg, der einer berühmten fränkisch-böhmischen Adelsfamilie entstammt, nach der Flucht vor den Kommunisten größtenteils in Österreich gelebt. Von dort unterstützte er in der CSSR den Kampf der Bürgerrechtsgruppe Charta 77, an deren Spitze Havel stand. 1989 erhielt Schwarzenberg zusammen mit dem polnischen Freiheitskämpfer Lech Walesa den Menschenrechtspreis des Europarates.

Der Vater dreier Kinder, der in zweiter Ehe mit der Ärztin Therese Gräfin zu Hardegg verheiratet ist, ist ein leidenschaftlicher EU-Freund und bekennender „Mitteleuropäer“, wie er gern betont. Verwundern kann das kaum: Der Stammsitz der Schwarzenbergs liegt in Mittelfranken. Seine engen Verbindungen nach Deutschland und Österreich sowie sein persönliches Schicksal sind vermutlich auch die Gründe dafür, dass der Fürst und Außenminister jeden Nationalismus ablehnt und die Vertreibungen der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg scharf kritisiert.

Der hitzige Wahlkampf gegen Milos Zeman zeigt, dass dem Blaublütigen Streit nicht fremd ist. Aber Schwarzenberg ist niemand, der ausgrenzen und spalten will. Über eine mögliche Beteiligung der Kommunisten an einer Regierung in Prag sagt er: „Ich bin nicht dafür. Aber wenn ein Wahlergebnis nichts anderes hergibt, würde ich als Präsident auch Kommunisten zu Ministern ernennen.“