Bei der ukrainischen Parlamentswahl hagelte es Fälschungsvorwürfe. Dabei kommt es wieder zum Skandal: Parlamentarier prügeln sich.

Kiew. Normalerweise ist Vitali Klitschko mittendrin, wenn die Fäuste fliegen. Nicht so im ukrainischen Parlament. In Kiew kam es zu einer wilden Prügelei unter Abgeordneten. Doch der schlagfertige Box-Weltmeister schaute sich das Geschehen aus sicherer Entfernung an. Was war passiert?

Das ukrainische Parlament bestätigte den Regierungschef Nikolai Asarow (64) im Amt. Sieben Wochen nach der von Fälschungsvorwürfen überschatteten Parlamentswahl stimmten am Donnerstag 252 der 401 anwesenden Abgeordneten für den Vertrauten von Präsident Viktor Janukowitsch. Einige wollten das Ergebnis wohl nicht akzeptieren und gingen aufeinander los. Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung hat in der Obersten Rada, dem 450 Sitze umfassenden Parlament der früheren Sowjetrepublik, Tradition.

Die Opposition um Boxweltmeister Vitali Klitschko wirft Asarow vor, wichtige Reformen in dem finanziell angeschlagenen Land zu verschleppen. Die Regierungsgegner sehen Asarow als „falschen Mann“, um für die Präsidentschaft des zweitgrößten Flächenstaats Europas in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) 2013.

Klitschko beteiligte sich nicht an dem Handgemenge. „Ein Boxhieb kann eine Waffe sein, und meine Boxhiebe können sogar Atomwaffen sein, deshalb mische ich mich nicht ein – vorerst“, sagte der Chef der Partei Udar (Schlag). Allerdings unterstützte er die Blockade des Parlaments. Auch die Vaterlandspartei der inhaftierten Janukowitsch-Gegnerin Julia Timoschenko stimmte gegen Asarow.

Mit den Stimmen der Regierungsmehrheit wählte das Parlament Wladimir Rybak von der Partei der Regionen zu seinem neuen Vorsitzenden. Der 66-Jährige stammt aus der Heimatregion von Präsident Janukowitsch und war in den 1990er Jahren Bürgermeister der Millionenstadt Donezk. Rybak löst Wladimir Litwin ab, dessen Volkspartei nicht mehr im Parlament vertreten ist.