Deutscher Präsident beim deutschen Papst: Erstmals reist Gauck zu einem offiziellen Besuch in den Vatikan - ohne seine Lebensgefährtin.

Rom. Bundespräsident Joachim Gauck ist am Mittwochabend zu einem Besuch des Vatikans in Rom eingetroffen. Am Donnerstag wird er von Papst Benedikt XVI. zu einer Privataudienz empfangen. Im Mittelpunkt des Gesprächs soll die Lage Europas stehen. Gauck reist alleine nach Rom. Seine Lebensgefährtin Daniela Schadt begleitet ihn diesmal nicht. Im Präsidialamt hieß es dazu, es habe keinerlei Weisung oder Empfehlung des Vatikans gegeben. Es war aber auch berichtet worden, ein gemeinsamer Auftritt des unverheirateten Paares hätte als Verstoß gegen das strenge Protokoll des Kirchenstaates empfunden werden können.

Der 500. Jahrestag der Reformation 2017 könnte Gesprächsthema zwischen Benedikt und dem evangelischen Theologen Gauck sein – die Katholiken wollen das historische Ereignis, das die Kirchenspaltung nach sich zog, im Gegensatz zu den Protestanten nicht groß feiern.

Dem Bundespräsidenten sei daran gelegen gewesen, möglichst früh in seiner Amtszeit mit Papst Benedikt zusammenzutreffen, wurde betont. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte im vergangenen Jahr Deutschland besucht, damals hieß der erste Mann im Staat noch Christian Wulff. Zuletzt war Gaucks Vor-Vorgänger Horst Köhler vor genau drei Jahren im Vatikan.

Nach der Audienz in der Privatbibliothek spricht der Bundespräsident auch mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, dem Regierungschef des Vatikans. Dabei dürfte es um internationale Fragen wie den Nahostkonflikt gehen. Auch ein Besuch am Grab des polnischen Papstes Johannes Paul II. ist vorgesehen.

Am Donnerstagabend fliegt Gauck nach Zagreb weiter. Dort trifft er am Freitag mit dem kroatischen Staatspräsidenten Ivo Josipovic und mit Regierungschef Zoran Milanovic zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche steht voraussichtlich der geplante EU-Beitritt Kroatiens im Juli 2013. Gauck will seine Gesprächspartner ermutigen, die bis dahin noch notwendigen Reformen umzusetzen. Am Sonnabend kehrt Gauck nach Berlin zurück.