Das Protokoll für Staatsbesuche im Vatikan ist präzise. Das beginnt beim Empfang und gilt auch für die Kleiderordnung, die unter anderem für Damen einen Hutschleier und für Herren Frack mit schwarzer Weste vorsieht. Klar sind zudem die Erwartungen an das offizielle Gefolge sowie an die persönliche Begleitung des Staatsgastes.

Rom. Eine Unbekannte des bevorstehenden Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck im Vatikan bleibt bis zuletzt, wer den Staatsgast bei seiner Ankunft begrüßen wird. Normalerweise heißt der Präfekt des Päpstlichen Hauses den im Damasus-Hof vorfahrenden Besucher im Namen des Papstes willkommen und geleitet ihn an den Ehrenformationen der Schweizergarde vorbei in den Apostolischen Palast. Und angeführt von einem Dutzend Päpstlichen Kammerherren in Frack begibt er sich mit ihm durch die Korridore bis zur Privatbibliothek des Papstes. Aber das Amt des Präfekten ist vakant, seit James Michael Harvey vor einer Woche Kardinal wurde. Und falls nicht doch noch rasch ein Nachfolger ernannt wird – womit bislang viele rechneten – wird ein untergeordneter „Reggente“ diese Aufgabe wahrnehmen.

Das Protokoll für Staatsbesuche im Vatikan ist präzise. Das beginnt beim Empfang und gilt auch für die Kleiderordnung, die unter anderem für Damen einen Hutschleier und für Herren Frack mit schwarzer Weste vorsieht. Klar sind zudem die Erwartungen an das offizielle Gefolge sowie an die persönliche Begleitung des Staatsgastes. Bei letzterer erwartet das vatikanische Protokoll, dass sie in einer aus kirchlicher Sicht gültigen Ehe lebt. So kam etwa Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy ohne Carla Bruni zur Papstaudienz, und auch die baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger und Stefan Mappus erschienen ohne Damenbegleitung.

Gauck hatte von Anfang an mitgeteilt, dass er seinen Antrittsbesuch im Vatikan allein unternehmen werde. Damit hatten sich alle weiteren Diskussionen um Protokollfragen erübrigt. In jedem Fall legt man im Vatikan grundsätzlich Wert darauf, dass auf dem offiziellen Audienzfoto der Papst mit dem Gast allein zu sehen ist, falls dieser ohne kirchenrechtlich gültigen Ehepartner erscheint. Mitunter finden die Protokoll-Zuständigen flexible Lösungen: Etwa, dass der Partner nach dem offiziellen Audienzteil gemeinsam mit dem übrigen Gefolge dem Papst vorgestellt und dann von ihm begrüßt wird.

Anders ist die Situation bei Auslandsreisen des Papstes, wo jeweils das Protokoll des Gastlandes gilt. So wurde Benedikt XVI. im September 2011 im Schloss Bellevue vom Ehepaar Wulff gemeinsam empfangen, obwohl deren Ehe wegen Wulffs erster Ehebindung kirchenrechtlich nicht gültig war.

Für den bevorstehenden Besuch von Gauck im Vatikan stellen sich vergleichbare Fragen nicht, da er alleine kommt. Keinesfalls, so betonen Vatikanprälaten auf Nachfrage, treffe es zu, dass die Debatte über das Eheleben des Präsidenten den Besuch „überschattet hätte“, wie dies in deutschen Medien zu lesen war.