Nach neuen Berechnungen wird mit erheblichen Kostensteigerungen bei dem Großvorhaben gerechnet, das zuletzt mit rund 4,5 Milliarden Euro veranschlagt war. Es sei davon auszugehen, dass drastische Mehrkosten anfielen, hieß es in unternehmensnahen Kreisen. „Wenn es bei einer Milliarde Euro bleibt, können alle Beteiligten froh sein“, heißt es aus den Kreisen.

Berlin. Ungeachtet der weiter steigenden Kosten für das Verkehrsprojekt „Stuttgart 21“ hält die Deutsche Bahn am Ausbau des Bahnknotenpunkts fest. „Ein Ausstieg ist ausgeschlossen. Die Kosten, die uns dann entstünden, wären am Ende höher als die jüngste erwartete Kostensteigerung“, sagte ein namentlich nicht genannter Bahnmanager der Zeitung „Die Welt“ (Montagausgabe).

Nach neuen Berechnungen wird mit erheblichen Kostensteigerungen bei dem Großvorhaben gerechnet, das zuletzt mit rund 4,5 Milliarden Euro veranschlagt war. Es sei davon auszugehen, dass drastische Mehrkosten anfielen, hieß es in unternehmensnahen Kreisen. „Wenn es bei einer Milliarde Euro bleibt, können alle Beteiligten froh sein“, zitiert die Zeitung. Die „Bild am Sonntag“ hatte über eine Kostenexplosion von bis zu einer Milliarde Euro berichtet.

Gründe für die Kostensteigerung sind nach Informationen der Zeitung Nachforderungen der Landesregierung, Fehlplanungen und unerwartete Probleme bei den Arbeiten. „Vor allem aber zu optimistische Annahmen seitens der Projektplanung und fehlende Puffer – schlicht krasse Fehlplanung“, zitiert das Blatt gut informierte Kreise. Insbesondere die Schienenanbindung samt Bahnhof am Stuttgarter Flughafen habe die Kosten drastisch nach oben getrieben. Inzwischen stünden sowohl Bahnchef Rüdiger Grube als auch Technikvorstand Volker Kefer stark unter Druck, schreibt die Zeitung.

Über die möglichen Mehrkosten will die Bahn laut „Bild am Sonntag“ bald informieren. Der Vorstand werde den Aufsichtsrat am 12. Dezember über seine aktuelle Prognose unterrichten, sagte am Sonntag ein Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros der Nachrichtenagentur dpa. Zu den genannten Zahlen äußerte er sich nicht. Ein Sprecher von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte, bislang habe die Bahn offiziell noch keine entsprechenden Informationen verbreitet.

Die SPD will Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wegen der erwarteten Zusatzkosten vor den Verkehrsausschuss des Bundestags laden, wie das Blatt weiter schreibt. Einen Bahngewerkschafter zitierte die Zeitung mit den Worten: „Es wird damit gerechnet, dass S21 bis zu einer Milliarde Euro mehr kosten kann. Es geht um Brandschutz, Grundwasser und Streit um den Verkauf der oberirdischen Gleisflächen.“

Verkehrsminister Hermann sagte, er sei über diese Zahlen nicht überrascht. „Die Bahn hat sich bisher geweigert, bestimmte Dinge, die wir als Kosten sehen, ins Budget zu nehmen.“ Zudem gebe es bei kleineren Projekten der Deutschen Bahn in Baden-Württemberg regelmäßig Kostensteigerungen zwischen 50 und 300 Prozent. Es sei für ihn daher völlig rätselhaft, wie das Unternehmen ein Projekt, das deutlich größer und komplexer sei, in der vorgegebenen Zeit und mit den veranschlagten Kosten umsetzen wolle.

Hermann machte noch einmal klar: Das Land werde sich nicht an Kostensteigerungen beteiligen. „Die Ansage aus Baden-Württemberg ist eindeutig: Der Kostendeckel gilt, und ab jetzt übernimmt die Bahn das Risiko selber.“ Er werde dies auch in einem Schreiben an Bahnvorstand Volker Kefer noch einmal deutlich machen.

Auch SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sagte der dpa: „Sich abzeichnende Kostensteigerungen wegen der Bauverzögerung gehen einzig und allein aufs Konto der Deutschen Bahn. Deshalb sind diese auch von der Bahn zu tragen.“ Höhere Kosten änderten aber nichts daran, dass die Bahn nach den Finanzierungsverträgen verpflichtet sei, S 21 zu bauen. „Stuttgart 21 kommt, auch wenn es am Ende teurer wird.“

Im Oktober hatte Bahnvorstand Kefer nach einer Sitzung des Lenkungskreises angekündigt, dass der Kostendeckel von 4,5 Milliarden Euro für S 21 gesprengt zu werden droht. Der Lenkungskreis kommt im Januar wieder zusammen. Dann soll es auch um die Frage gehen, wer nach dem sogenannten Filderdialog mögliche Mehrkosten für die dabei gewählte Strecke vom Hauptbahnhof zum Flughafen übernimmt.