Der ehemalige Bürgermeister kritisiert in einem Interview die eigene Partei scharf. Betreuungsgeld sei ein „fatales Symbol”.

Hamburg. Hamburgs ehemaliger Erster Bürgermeister, Ole von Beust, wirft seiner Partei Rückständigkeit vor – die Zukunftsvisionen würden aus der Zeit des Kalten Kriegs bezogen. Besonders an Respekt vor großstädtischen Realitäten mangele es der Union. Als „fatales Symbol” bewertet er das kürzlich beschlossene Betreuungsgeld.

Den Menschen gehe "es doch vielmehr um die Fragen: Wie hoch sind die Kita-Preise? Wie lange die Wartezeiten? Wo ist die beste Kita?", so Beust in einem Interview mit der ”Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. Alte „Reflexe” sieht von Beust im „andauernden Widerstand der Partei gegen die Anerkennung von schwulen Partnerschaften oder in der Rede davon, dass Deutschland kein Einwanderungsland“ sei.

Auch die Konservativen kommen in dem Interview nicht gut weg. Von Beust meint, "dass sie die CDU als zu wenig konservativ kritisieren, ohne konkret zu sagen, was das heißt. Sie reduzieren den Konservatismus auf etwas Gefühliges, Waberndes: Das eine tut man eben irgendwie, und das andere tut man irgendwie nicht." Themen blieben dabei aus Angst vor Vorwürfen oft auf der Strecke.

Auf die Kritik antwortete am Sonntag der CDU-Landesvorsitzende Hamburgs, Marcus Weinberg. Die Kritik des ehemaligen Bürgermeisters helfe der Partei nicht weiter, kritisiert Weinberg. „Ich will einen konstruktiven Diskussionsprozess, der am Ende das Ziel hat, wie wir gerade in Großstädten den Lebenspuls der verschiedenen Milieus ansprechen können. Ole von Beust verkennt den positiven Prozess in weiten Teilen der CDU, sich den neuen gesellschaftlichen Themen zu stellen.", heißt es weiter.

Ole von Beust war von 2001 bis 2010 Erster Bürgermeister von Hamburg.