Wie die Band am Montag per Twitter mitteilte, verbüßen beide Frauen ihre Strafen seit dem Wochenende in den „brutalsten Lagern unter allen möglichen Optionen“.

Moskau. Russlands Justizbehörden haben die beiden zu zwei Jahren Haft verurteilten Mitglieder der Punkband „Pussy Riot“ von einem Moskauer Untersuchungsgefängnis in verschiedene Straflager verlegt. Wie die Band am Montag per Twitter mitteilte, verbüßen beide Frauen ihre Strafen seit dem Wochenende in den „brutalsten Lagern unter allen möglichen Optionen“. Nadeschda Tolokonnikowa (22) sei in die rund 600 Kilometer südöstlich von Moskau gelegene Teilrepublik Mordowien und Marija Aljochina (24) in die 1.100 Kilometer östlich von Moskau gelegene Region Perm verlegt worden.

Ein Berufungsgericht hatte die Musikerinnen Mitte Oktober des Rowdytums aus religiösem Hass für schuldig befunden. In der Christ-Erlöser-Kathedrale hatten sie im Februar gegen eine Wiederwahl Putins als Staatspräsident und die kirchliche Unterstützung für dessen Kandidatur protestiert.

In den vergangenen Tagen waren Anträge der Verteidigung auf Haftaufschub gescheitert. Die Verurteilten wollten warten, bis ihre Kinder 14 Jahre alt seien. Vergeblich hatten sie auch die Verlegung in ein Moskauer Gefängnis beantragt. Die zweijährige Haftstrafe gegen Jekaterina Samuzewitsch (30) hatten die Berufungsrichter dagegen in eine Bewährungsstrafe umgewandelt, weil sie vor der Protestaktion von einem Wachmann aus der Kirche gewiesen worden sei.

Das Urteil war international als unverhältnismäßig kritisiert worden. Unter anderem forderte der Europarat Anfang Oktober die sofortige Freilassung der Frauen. Das EU-Parlament nominierte „Pussy Riot“ als einen von drei Kandidaten für den Sacharow-Menschenrechtspreis. Der Gewinner der Auszeichnung, die das Parlament seit 1988 verleiht, soll am Freitag gekürt werden. Die russisch-orthodoxe Kirche bedauerte dagegen, dass die Frauen auch in der Berufungsverhandlung ihre ganze Aktion als „normal und akzeptabel“ angesehen hätten.

Briefe der Pussy Riots aus dem Gefängnis als Buch

Die zu zwei Jahren Haft verurteilten Mitglieder der Moskauer Band Pussy Riot sind in weit entfernte Straflager gebracht worden – nun gibt ein neues Buch Einblick in den umstrittenen Prozess aus der Sicht der jungen Frauen. Das Buch „Pussy Riot! Ein Punk-Gebet für Freiheit“ mit Briefen der Frauen aus dem Gefängnis sowie Plädoyers der Rechtsanwälte und Songtexten kommt Anfang Dezember auf den Markt, wie der Hamburger Verlag Edition Nautilus am Montag mitteilte.