Die Klinik Rechts der Isar bestätigte einen Manipulationsverdacht bei der Vergabe von Spenderorganen. War das nur die Spitze des Eisbergs?

München. Der Organspende-Skandal am Münchner Klinikum Rechts der Isar weitet sich aus. „Wir gehen davon aus, dass manipuliert wurde, können aber noch nichts über das Ausmaß sagen“, sagte eine Kliniksprecherin am Donnerstag und bestätigte damit einen Informationen der Berliner Tageszeitung „taz“. „Wir schließen nicht aus, dass es sich um mehr als einen Fall handelt, können da aber noch nichts bestätigen“, fügte die Sprecherin hinzu.

Nach Informationen der „taz“ gibt es weitere Hinweise auf manipulierte Organtransplantationen. Die Zeitung berichtet über zwei Lebertransplantationen, denen manipulierte Werte zugrunde gelegen haben sollen. Nach „taz“-Informationen rückten zwei Patienten aufgrund von vermeintlichen Dialyseergebnisse auf der Warteliste nach oben und hatten eine Spenderleber bekommen. Dialyse-Protokolle gebe es nicht, die Untersuchungen seien auch nicht bei der Krankenkasse abgerechnet worden. „Wir haben keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Dialysen stattgefunden haben und müssen derzeit mit allem rechnen“, zitiert die „taz“ in ihrer Online-Ausgabe aus Mitarbeiterkreisen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete über zwei Fälle, in denen Krebspatienten trotz Metastasen eine neue Leber bekommen hätten. Das verstoße gegen die Transplantationsrichtlinien und sei mit der Stiftung Eurotransplant nicht abgesprochen gewesen. „Allein die Transplantationszentren sind für die Entscheidung über die Aufnahme auf eine der Wartelisten verantwortlich“, zitierte das Blatt den medizinischen Direktor von Eurotransplant, Axel Rahmel.

Die Staatsanwaltschaft München wollte sich am Donnerstag nicht zu möglichen neuen Verdachtsfällen äußern. „Wir haben derzeit einen Prüfvorgang“, sagte ein Sprecher. Die Unterlagen, die die Klinik zur Verfügung gestellt hätten, seien sehr umfangreich.