Obama bemühte sich in der mit Spannung erwarteten Rede, die Aufbruchstimmung bei seiner Wahl 2008 wiederzubeleben. Er rief nicht nur die Delegierten in Charlotte in North Carolina, sondern auch Millionen US-Bürger an den Fernsehern auf, ihre Hoffnung auf Veränderung nicht aufzugeben.

Charlotte. Der US-Wahlkampf geht in die heiße Phase: Mit einer kämpferischen Rede hat Präsident Barack Obama die Amerikaner auf eine Schicksalsentscheidung eingeschworen. Unter dem tosenden Jubel seiner Anhänger nahm er in der Nacht zum Freitag auf dem Parteitag seiner Demokratischen Partei offiziell die Nominierung als Präsidentschaftskandidat an. Obama bemühte sich in der mit Spannung erwarteten Rede, die Aufbruchstimmung bei seiner Wahl 2008 wiederzubeleben. Er rief nicht nur die Delegierten in Charlotte in North Carolina, sondern auch Millionen US-Bürger an den Fernsehern auf, ihre Hoffnung auf Veränderung nicht aufzugeben.

Aber was sich in Jahrzehnten an Problemen angehäuft habe, sei nicht in wenigen Jahren zu lösen, erklärte Obama. Bei der Wahl vor vier Jahren sei es nicht um ihn gegangen. „Es ging um euch. Meine Mitbürger, ihr seid der Wandel,“ sagte der Präsident. Die Menschen seien es gewesen, die etwa die Reform des Gesundheitswesens, Änderungen bei der Einwanderungspolitik und das Ende des Verbots von Homosexuellen in den Streitkräften erreicht hätten.

Obama appellierte an die Menschen, ihm mehr Zeit für die Lösung der Probleme des Landes zu geben. Bei der Präsidentenwahl am 6. November stünden die Wähler in den USA vor einer der klarsten Entscheidungen seit einer Generation, sagte Obama. Beide Kandidaten stünden für zwei völlig verschiedene Richtungen, in die das Land gehen könne, erklärte Obama weiter unter Bezug auf seinen republikanischen Kontrahenten Mitt Romney. „Ja, unser Weg ist härter, aber er führt zu einem besseren Ort.“

Weder Romney noch dessen Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan verfügten über viel außenpolitische Erfahrung, sagte Obama. Sein Herausforderer sei „in einer Zeitschleife aus dem Kalten Krieg“ gefangen, wenn er Russland und nicht die Al-Kaida als größten Feind der USA bezeichne. „Man ist offenbar nicht bereit für Diplomatie mit Peking, wenn man nicht die Olympischen Spiele besuchen kann, ohne den engsten Verbündeten zu beleidigen“, sagte der Präsident. Er bezog sich damit auf einen Besuch Romneys in London, wo dieser die britischen Vorbereitungen für die Olympischen Spiele in Frage stellte.

„Unsere Probleme können gelöst werden“

Obama versuchte auch Zuversicht zu verbreiten. „Unsere Probleme können gelöst werden, unsere Herausforderungen können gemeistert werden“, erklärte er. Es war eine Botschaft, die sich durch die ganze Parteiversammlung zog: Mit den Demokraten seien die USA auf dem Weg zur Besserung, mit Romney würde nur die gescheiterte Politik von Obamas Vorgängern wiederbelebt.

Als Ziele will Obama sich setzen, bis Ende 2016 eine Million neue Arbeitsplätze in der Industrie zu schaffen und das Defizit im nächsten Jahrzehnt um mehr als vier Billionen Dollar abzubauen. Nur wenige Stunden nach der Rede Obamas sollten am Freitag in den USA die neuen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben werden.

Die Republikaner, die Romney in der vergangenen Woche nominierten, sehen hingegen in der Arbeitslosenrate von 8,3 Prozent den klaren Beleg dafür, dass Obamas Politik gescheitert sei. In den Umfragen liegen beide Kandidaten derzeit gleichauf. Vor Obama hatte schon Vizepräsident Joe Biden offiziell seine Nominierung als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten bei der Wahl im November angenommen. „Wir sind auf einer Mission, diese Nation vorwärtszubringen, von Zweifel und Niedergang zu Hoffnung und Wohlstand“, erklärte Biden.

Expräsident Clinton: Obama brennt für Amerika

Obamas Rede war der Höhepunkt der dreitägigen Parteiversammlung. Im Anschluss traten unter dem Jubel der Delegierten Obamas Ehefrau Michelle und die beiden Töchter Sasha und Malia auf die Bühne. Wegen eines drohenden Unwetters war die Rede des Präsidenten von einer Open-Air-Arena mit 74.000 Sitzen in eine deutlich kleinere Sporthalle verlegt worden, die nur 15.000 Zuschauer fasste.

Tags zuvor hatte Expräsident Bill Clinton in einem flammenden Appell für eine Wiederwahl Obamas geworben. Er glaube „von ganzem Herzen“, dass Obama das Land in einen wirtschaftliche Aufschwung führen werde, erklärte Clinton in seiner mit Humor gewürzten Rede am Mittwochabend in Charlotte. Der 66-Jährige schlug seinen Parteikollegen offiziell als Kandidat für die Wahl vor. Kurz nach seiner Ansprache machten die Delegierten Obamas Nominierung perfekt.

Romney bereitet neue TV-Kampagne vor

Romney bereitete unterdessen eine weitere TV-Werbekampagne in acht umkämpften Staaten vor. Romney habe für 4,5 Millionen Dollar neue Werbezeiten gekauft, hieß es. Motto der Spots wird sein, dass es den Amerikanern nach vier Jahren unter Obama nicht besser gehe. Der Amtsinhaber sei für zahlreiche Zwangsversteigerungen, Kürzungen im Verteidigungshaushalt und den Anstieg des Staatsdefizits verantwortlich. Insgesamt 15 verschiedene Spots sollen in Colorado, Florida, Iowa, Nevada, New Hampshire, North Carolina, Ohio und Virginia laufen.

(dapd)