Die jüngste Ministerin in Deutschland, Manuela Schwesig, soll jetzt im Schattenkabinett von Frank-Walter Steinmeier punkten.

Berlin. Sie ist mit 35 Jahren Deutschlands jüngste Ministerin und soll frischen Wind in den SPD-Wahlkampf von Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier: Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig ist ins Schattenkabinett Steinmeiers aufgerückt, um Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Stirn zu bieten.

Als berufstätige Mutter eines zweijährigen Jungen nimmt die gebürtige Brandenburgerin eine ähnliche Rolle wie Familienministerin Ursula von der Leyen ein. Auch bei den politischen Prioritäten gibt es Übereinstimmungen: Chancengleichheit, frühkindliche Förderung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind die Themen der Landesministerin. Letzteres will Schwesig nicht nur auf die Frauen bezogen wissen. „Würden Sie das auch meinen Mann fragen?“ konterte sie einmal auf die Frage, wie sie die Doppelrolle als Mutter und Ministerin meistert.

Die Tochter eines Schlossers betont aber auch die soziale Komponente. Als Vorbild hat sie einmal die verstorbene Sozialministerin von Brandenburg, Regine Hildebrandt, genannt. „Es greift zu kurz, die Familienpolitik auf Demografiepolitik zu verengen“, sagte sie der Tageszeitung „Die Welt“ (Mittwochsausgabe). „Natürlich ist das Elterngeld wichtig. Aber wir müssen uns auch um all die Kinder kümmern, die schon da sind.“

Die gelernte Diplom-Finanzwirtin hat eine steile Karriere hingelegt, wie sie für die SPD untypisch ist. Am 23. Mai 1974 in Frankfurt an der Oder geboren, war sie zunächst bei den Finanzämtern in ihrer Heimatstadt und Schwerin tätig, bevor sie 2002 ins Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern wechselte. Erst ein Jahr später trat sie in die SPD ein, in der es für sie dann aber rasant bergauf ging: 2005 wurde sie Mitglied im Landesvorstand der SPD, 2007 sogar im geschäftsführenden Vorstand.

Zugleich engagierte sich Schwesig in der Schweriner Kommunalpolitik. Sie wurde 2007 Fraktionschefin der SPD in der Stadtvertretung, und machte sich einen Namen, als sie mit Nachdruck Aufklärung über den Hungertod der fünfjährigen Lea Sophie verlangte. Sie war maßgeblich an der Arbeit des Untersuchungsausschusses beteiligt, der Versäumnisse des Jugendamtes in dem Fall aufdeckte. Wegen des Vorwurfs schlechten Krisenmanagements wurde im April 2008 sogar Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) abgewählt.

Schwesig wurde zwischenzeitlich zwar als Kandidatin für die Nachfolge Claussens gehandelt, rückte stattdessen aber einige Monate später in die Landespolitik auf. Ihren Posten als Ministerin für Soziales und Gesundheit bekam sie im Zuge einer kleinen Kabinettsumbildung des neugewählten Ministerpräsidenten Uwe Sellering (SPD) im Oktober 2008.

Ob der Schweriner Regierungschef nach der Bundestagswahl auf seine Vorzeige-Ministerin wird verzichten müssen, ist ungewiss. Denn bislang ist nicht in Sicht, wie die SPD zwei Monate vor der aus ihrem Umfragetief herauskommen soll. Aber sollte Manuela Schwesig in Schwerin bleiben, wird auch dort ihre Karriere nicht so schnell beendet sein.