Trotz mancher Fortschritte haben viele Bürger ausländischer Herkunft auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt noch häufig das Nachsehen. In vielen Feldern müssten die Anstrengungen zur Integration noch intensiviert werden.

Berlin. „Wir kämpfen in der Integrationspolitik mit früheren Versäumnissen“, sagte die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), am Mittwoch in Berlin. Dem Bundeskabinett hatte Böhmer den ersten Integrations-Indikatorenbericht vorgelegt. Sozialforscher hatten anhand von 100 Indikatoren Stand und Verlauf der Integration von 2005 bis 2007 untersucht.

Zuwanderer finden demnach weit häufiger keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz als Einheimische. So lag die Arbeitslosenquote von Ausländern 2007 mit 20,3 Prozent etwa doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung. Wegen fehlender statistischer Daten konnten die Forscher des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (Köln) und des Berliner Wissenschaftszentrums nur teilweise alle

15,3 Millionen Menschen mit einem sogenannten Migrationshintergrund erfassen. Sie mussten sich behelfsweise auf den Vergleich von Deutschen und den 6,75 Millionen in Deutschland lebenden Ausländern beschränken. Böhmer begrüßte, dass mit der Volkszählung 2011 erstmals auch der Migrationshintergrund aufgenommen werden soll.

Fortschritte stellt der Bericht bei der Bildung fest. So sank die Zahl ausländischer Schulabbrecher von 17,5 Prozent 2005 auf 16 Prozent 2007 (bei Deutschen: 6,5 Prozent). Bei in Deutschland geborenen Kindern aus Zuwandererfamilien lag 2007 der Anteil mit 2,2 Prozent unter dem Niveau der Gesamtbevölkerung (2,3 Prozent). Böhmer betonte erneut, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist. „Die Schule muss zum wirklichen Ort der Integration werden.“

Deutliche Unterschiede gibt es bei der frühkindlichen Bildung. Von den drei- bis sechsjährigen Kindern nichtdeutscher Herkunft besuchten 73,5 Prozent eine Kindertageseinrichtung. In der Gesamtbevölkerung liegt die Quote bei 88 Prozent. Die Ausbildung ausländischer Jugendlicher blieb deutlich hinter der deutscher Jugendlicher zurück. Während 2007 mehr als die Hälfte der 18- bis 21-jährigen Deutschen eine Lehre machte, waren es bei den ausländischen Jugendlichen nur 23,9 Prozent.

Das Risiko zu verarmen, ist bei Migranten mit 26,8 Prozent doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung. „Durch Einkommensarmut wird der Integrationsprozess erheblich erschwert“, heißt es in dem Bericht.

Als positiv hebt der Bericht das steigende gesellschaftliche Engagement hervor. Beim bürgerschaftlichen Engagement lag die Quote der Migranten bei 26,8 Prozent (Gesamtbevölkerung 35,7). Bei der zweiten Generation, also den in Deutschland geborenen Kinder von Einwanderern, glichen sich die Werte bereits an. Im Medienbereich konnten die Forscher keine Parallelgesellschaft erkennen. Allerdings bestehe ein enger Zusammenhang zwischen der Nutzung deutscher Medien und guten Sprachkenntnissen.

Der Bericht nahm auch die Erkenntnisse der Kriminalitätsstatistik auf. Demnach lag die Kriminalitätsquote der ausländischen Bevölkerung bei 5,4 Prozent und damit doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Allerdings wird die Statistik durch ein unterschiedliches Anzeigeverhalten beeinflusst.