Von New York nach Hamburg: Occupy Wall Street hat im Internet übermütige Nachahmer gefunden – auch echte Scherzkekse.

New York. Die New Yorker Protestbewegung Occupy Wall Street („Besetzt die Wall Street“) hat weltweit Ableger bekommen – von Occupy Frankfurt oder Occupy Hamburg bis Occupy Melbourne. Der Slogan inspiriert aber in den USA auch zu Überschriften und Parolen, die mit dem Anliegen der Demonstranten wenig bis gar nichts mehr zu tun haben. Besonders kreativ toben sich Witzbolde in der virtuellen Welt aus: „Besetzt das Badezimmer“ heißt es da, oder „Besetzt die Sesamstraße“. Der Übermut weckt bei den Demonstranten, die im Zuccotti-Park in Manhattan kampieren, gemischte Gefühle. Manche befürchten, dass die Scherzkekse die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens untergraben. Andere wieder verstehen Spaß. „Ich finde, ein bisschen Humor schadet nicht. Ich meine, ,Besetzt die Bar', das ist doch lustig!“, sagt der 24-jährige Zach Cheney aus New Orleans.

„Occupy“ ist bei der American Dialect Society bereits in der Auswahl zum Wort des Jahres. Die letzten Sieger „App“ und „Tweet“ sind auch in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen. Viele „Bewegungen“ existieren nur in der Netzwelt, wie „Occupy the Bar“. Da heißt es: „Was wollen wir? Ein eiskaltes Guinness! Wann wollen wir das? Sofort!“

Der Online-Ulk „Occupy Sesame Street “ zeigt Bildmontagen von Elmo, Grobi und anderen Kumpels aus der Sesamstraße, wie sie von der New Yorker Polizei abgeführt werden. Ihre Parole besagt: „99 Prozent der Kekse der Welt werden von einem Prozent der Monster verzehrt.“

Auf Facebook sind unter „Occupy Lego Land“ kleine Lego-Demonstranten zu sehen. In dem sozialen Netzwerk zuhause sind auch „Occupy Uranus“ und die Bewegung „Occupy My Couch“ („Dieses dauernde Nicht-Protestieren macht mich fertig“). Auch auf Twitter machen sich Besetzer breit und proklamieren unter anderem die Erstürmung von Kühlschränken und Badezimmern: Occupymyfridge oder Occupythebathroom.

Auch Medien der alten Schule ließen sich anstecken. „Occupy the Classroom“ (Besetzt das Klassenzimmer) überschrieb die „New York Times“ eine Kolumne mit der Forderung, die Frühförderung von Kindern auszuweiten. Selbst Elite-Unis wollen da nicht nachstehen: Die Cornell-Universität stellte einen Nachhaltigkeitsgipfel in New York dieses Wochenende unter den Aufruf „Besetzt die Umwelt“.

Den Begriff „Occupy Wall Street“ versuchte sich vorige Woche ein Mann aus Long Island gesetzlich schützen zu lassen, um T-Shirts, Taschen und Mützen damit zu bedrucken. Empört verurteilten die Demonstranten das als Versuch, aus einer Bewegung gegen die Auswüchse des Kapitalismus Kapital zu schlagen. Der Antragsteller dagegen erklärte, er wolle die Parole nur weiterverbreiten.

Im US-Staat New Mexiko änderte ein Ableger der Bewegung seine Bezeichnung unterdessen politisch korrekt in „(Un)occupy Albuquerque“ („Un-Besetzt Albuquerque“). Es waren Bedenken laut geworden, dass der Begriff „besetzen“ in einer Stadt mit einem großen Einwohneranteil amerikanischer Ureinwohner womöglich negativ besetzt sein und die Indianer an die Landnahme der europäischen Kolonisatoren erinnern könnte. (AP)