Somalias Seeräuber greifen verstärkt im Roten Meer an. 22 Prozent mehr Überfälle. Westafrika rückt ebenfalls in den Fokus der Piraten.

Kuala Lumpur. Die Piraterie auf See hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit 352 Überfällen weltweit ein neues Rekordhoch erreicht. Wie das International Maritime Bureau (IMB) am Dienstag mitteilte, sind das 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Somalische Piraten haben ihr Gebiet auf das Rote Meer ausgedehnt und bereits 199 Angriffe verübt. Das ist ein Anstieg von 58 Prozent. Ein neuer Brennpunkt sind die Gewässer vor der Küste des westafrikanischen Benin. Dort wurden 2011 bereits 19 Übergriffe verzeichnet, davon acht Entführungen von Tankern. Im Vorjahr gab es keine vergleichbaren Vorfälle.

Derweil spitzt sich die Situation an der Grenze zwischen Kenia und Somalia zu: Das kenianische Militär soll Luftangriffe auf Stützpunkte der radikalislamischen Al-Schabaab-Miliz im Süden Somalias geflogen haben, berichtete ein Reporter des britischen Senders BBC. Die Miliz hat daraufhin Kenia mit Vergeltung gedroht, falls es seine Soldaten nicht zurückziehe. Ein Sprecher rief „alle Mudschaheddin-Kämpfer und Muslime“ dazu auf, „ihr Territorium gegen die feindlichen Truppen zu verteidigen“. Hintergrund der Feindseligkeiten ist die Entführung mehrerer Europäerinnen aus Kenia. Sie wurden in den vergangenen Wochen vermutlich von Al-Schabaab-Kämpfern nach Somalia verschleppt.

Die Miliz kontrolliert große Teile des von einer Hungerkatastrophe heimgesuchten Bürgerkriegslandes. Sie kämpft seit Jahren gegen die vom Westen unterstützte Übergangsregierung. Allerdings musste die Schabaab-Miliz, die in Somalia die islamische Rechtssprechung Scharia durchsetzen will, zuletzt schwere militärische Rückschläge einstecken. Dazu zählt auch die Vertreibung aus der Hauptstadt Mogadischu.

Das kenianische Militär war mit Panzern und Helikoptern mehr als 100 Kilometer tief auf somalisches Gebiet vorgerückt, um eine Pufferzone im Grenzgebiet zwischen den beiden Ländern zu schaffen. Unklar war zunächst, ob die Aktion Kenias mit der Übergangsregierung in Mogadischu abgesprochen war.

n der vergangenen Woche waren zwei spanische Mitarbeiterinnen der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ in der Nähe des kenianischen Flüchtlingscamps Dadaab gekidnappt worden. Der kenianischen Polizei gelang es trotz des Einsatzes von Hubschraubern nicht, die Entführer zu stellen. Zuvor soll die Gruppe, die Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida hat, bereits eine Britin und eine Französin vom kenianischen Inselarchipel Lamu nach Somalia verschleppt haben. (dapd/dpa)