War die Führung der „News of the World“ in die schmutzigen Tricks eingeweiht? Auch Camerons ehemaliger Sprecher involviert.

Düsseldorf/Hamburg. In der Affäre der britischen Skandalzeitung „News of the World“ um abgehörte Telefone kommt der Sohn des Medienunternehmers Rupert Murdoch mehr und mehr unter Druck. Am Dienstag wurden neue Hinweise bekannt, dass James Murdoch, 38, vor einem Parlamentsausschuss nicht die volle Wahrheit gesagt haben könnte. Es stehe die Frage im Raum, ob James Murdoch den Ausschuss in die Irre geführt hat, sagte der Labour-Abgeordnete Tom Watson. Es gebe noch einige unbeantwortete Fragen an Herrn Murdoch.

Der Ausschuss präsentierte am Dienstag neues Beweismaterial. Darin wird deutlich, dass die illegale Abhörpraxis bei der „News of the World“ keineswegs nur ein Einzelfall war, sondern unter dem früheren Chefredakteur und späteren Regierungssprecher von Premierminister David Cameron „breit diskutiert“ wurde. Labour-Chef Ed Miliband sagte am Dienstag: „Der Premierminister hat nichts getan und in die andere Richtung geschaut angesichts von Vorwürfen, dass er jemanden, der mit strafrechtlichen Vorwürfen konfrontiert ist, in die Downing Street gebracht hat.“ Und Miliband fügte hinzu: „Jedes neue Fitzelchen an Beweisen zeigt die katastrophale Fehleinschätzung.“

James Murdoch hatte an der Seite seines Vaters vor dem Ausschuss aussagen müssen. Der Europa-Chef des Medienkonzerns News Corp., zu dem in Großbritannien auch die Verlagsholding News International gehört, wo die „News of the World“ erschienen war, steht im Verdacht, bei der Anhörung nicht die volle Wahrheit gesagt zu haben. James Murdoch ist außerdem Chef des Verwaltungsrates der britischen Senderkette BSkyB.

Nach einem Bericht des „Guardian“ wurde das Anzapfen von Telefonen unter ranghohen Mitarbeitern der „News of the World“ ausdrücklich befürwortet. Das geht aus einem Brief des früheren „News of the World“-Reporters Clive Goodman hervor, der dem „Guardian“ vorlag. Die Zeitung berichtete, Goodman habe den Brief vor vier Jahren verfasst, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war. In dem Schreiben heißt es, das illegale Abhören sei in „voller Kenntnis und mit voller Unterstützung“ der „News of the World“-Führung erfolgt. (dpa/dapd)