Laut „Bild“ soll der Verteidigungsminister Bundeskanzlerin Merkel informiert haben. Eigentlich sollte Guttenberg zu einem Wahlkampfauftritt.

Hamburg. Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) legt nach Informationen der „Bild“-Zeitung noch an diesem Dienstag das Amt des Verteidigungsministers nieder. Ein entsprechendes Rücktrittsgesuch hat Guttenberg laut „Bild“ bereits bei Bundeskanzlerin Angela Merkel eingereicht. Auch das Bundespräsidialamt sei über Guttenbergs geplanten Schritt bereits vorab informiert worden.

An diesem Dienstag sollte Guttenberg ursprünglich einen Wahlkampfauftritt in Sachsen-Anhalt absolvieren. Dort wird am 20. März ein neuer Landtag gewählt. Das Verteidigungsministerium hat zu einem Statement Guttenbergs um 11.15 Uhr eingeladen. Merkel, die sich derzeit auf der Cebit in Hannover aufhält, hatte am Vormittag ihren Rundgang auf der Computer-Messe überraschend unterbrochen und längere Zeit telefoniert. Dem Vernehmen nach stimmte sich die Kanzlerin auch mit FDP-Chef Guido Westerwelle und CSU-Chef Horst Seehofer ab.

Die Plagiatsaffäre um seinen erschlichenen Doktortitel hat eine neue Wendung bekommen. Sein eigener Doktorvater rückt von Guttenberg ab – und gibt damit selbst Fehler zu. Der inzwischen emeritierte Professor Peter Häberle sagte, die Aberkennung des Doktortitels sei die notwendige Folge der Copy-and-Paste-Affäre gewesen. Dass er die Vorwürfe gegen den Schummel-Doktor erst zurückgewiesen hatte, sei vorschnell gewesen, hieß es in einer auf der Homepage der Universität Bayreuth veröffentlichten Erklärung Häberles. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Rücktritt Guttenbergs nichts wissen will, explodiert die Empörung im deutschen Wissenschaftsbetrieb.

Der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Karl-Werner Hansmann schrieb sich im Hamburger Abendblatt (Dienstagausgabe) seine Aufregung vom Leib. Er sprach von Fakten, die für jedermann einsehbar seien: im Internet unter http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate . Hansmann sprach von „schwerwiegender Täuschung der Promotionskommission, aber auch der Öffentlichkeit“, weil die Doktorarbeit veröffentlicht ist. Hansmann: „An vielen Stellen werden die sonst wörtlichen Übernahmen durch kleine Satzumstellungen verändert oder Zahlen korrigiert, wie in der Einleitung, wo die Gründung der USA im abgekupferten Original ,vor rund 200 Jahren’ stattfand, in der Doktorarbeit von zu Guttenberg ,vor über 215 Jahren’. Dass dies aus ,Versehen’ verändert wurde, ist praktisch unmöglich, da die Aussage kein handwerklicher Fehler, sondern sogar genauer als das Original ist.“

Lesen Sie hier den Beitrag von Prof. Hansmann

+++ Der Guttenberg-Fall +++

Hansmann schrieb: „Die klare und wahrheitsgemäße Angabe des geistigen Eigentums anderer Menschen in einer wissenschaftlichen Arbeit ist die tragende Säule der Wissenschaft schlechthin, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Geben wir dieses Prinzip auf, ist keine wissenschaftliche Erkenntnis mehr überprüfbar und damit der wissenschaftliche Fortschritt in seinen Grundfesten erschüttert. Das dürfen wir als Wissenschaftler und als Staatsbürger nicht zulassen.“

Er schrieb, die Demonstrationen und Unterschriften-Sammlungen gegen Guttenberg spiegelten den Zorn vieler wider, „die mit hohem persönlichen Einsatz als junge Familienväter und -mütter ihre Examens- und Doktorarbeiten mit wissenschaftlicher Akribie und Ehrlichkeit geschrieben haben. Zu diesen Menschen zählen mehr als 99,9 Prozent meiner Studierenden, und ich bin sicher, dass dies auch an anderen Universitäten gilt“. Hansmanns Fazit: „Herr zu Guttenberg ist aufgrund der massiven Täuschungen in seiner Doktorarbeit für ein herausragendes politisches Amt, etwa als Bundesminister, nicht geeignet. Er sollte von der Kanzlerin unverzüglich entlassen werden.“