Der Hochschulverband ist empört. Die Affäre um Guttenbergs Doktorarbeit sei keine Bagatelle. Wirbel um eine großzügige Uni-Spende.

Hamburg/Berlin. Doktor a.D. Karl-Theodor zu Guttenberg beschäftigt mit seiner Affäre um die abgeschriebene Doktorarbeit weiter die Universitäten, die Öffentlichkeit und die Medien. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat das Verhalten von Teilen der Politik in der Guttenberg-Plagiatsaffäre scharf kritisiert. „Die Marginalisierung schwersten wissenschaftlichen Fehlverhaltens durch höchste Repräsentanten unseres Staates ist empörend“, erklärte DHV-Präsident Bernhard Kempen in Bonn. „Es ist unerträglich, wie die Bedeutung der Wissenschaft und ihrer ehernen Gesetze politisch kleingeredet wird.“ Der DHV protestiere nachdrücklich gegen diese Respektlosigkeit. „Wissenschaft ist kein Sandkasten, sondern ein elementar wichtiger Teil unserer Gesellschaft“, erklärte Kempen.

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Plagiieren, das Abkupfern von geistigem Eigentum, sei kein Bagatelldelikt. „Wissenschaft ist die Suche nach Wahrheit. Sie lebt von Originalität und Eigenständigkeit. Der redliche Umgang mit Daten, Fakten und geistigem Eigentum macht die Wissenschaft erst zu Wissenschaft. Plagiate erschüttern daher die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft“, erläuterte der DHV-Präsident.

Kempen ermahnte aber auch die eigenen Kollegen. Es sei die Aufgabe jedes Hochschullehrers, verstärkt auf Plagiate von Kollegen, Mitarbeitern und Studierenden zu achten. „Wegsehen“ sei falsch verstandene Kollegialität und selbst ein wissenschaftliches Fehlverhalten. Der Deutsche Hochschulverband ist die bundesweite Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland mit über 26.000 Mitgliedern.

In der Plagiatsaffäre um Guttenberg gibt es Verwirrung um angebliche Finanzgeschäfte des CSU-Politikers mit der Universität Bayreuth. Wie ein Sprecher des fränkischen Krankenhausbetreibers Rhön-Klinikum in Bad Neustadt/Saale klarstellte, hat sich Guttenberg als früheres Aufsichtsratsmitglied des Unternehmens nicht als Sponsor betätigt und die Hochschule finanziell unterstützt. Guttenberg studierte von 1992 bis 1999 in Bayreuth Rechtswissenschaften und promovierte dort 2007 mit der Bestnote „summa cum laude“. Er war von 1996 bis 2002 einer von zwölf Aufsichtsräten des privaten Krankenhausbetreibers.

Seine Familie hatte bis zum Jahr 2002 Anteile an dem Unternehmen. Der Vorstand der Rhön-Klinikum AG hatte mit dem Freistaat Bayern, dem Träger der Uni, 1998 einen Kooperationsvertrag geschlossen. Darin sei eine finanzielle Unterstützung beim Aufbau des neuen Studienganges „Gesundheitsökonomie“ in Bayreuth vereinbart worden, sagte der Sprecher. „Der Vertrag beinhaltet, dass der Freistaat das Geld für die Finanzierung des neu zu schaffenden Lehrstuhles „Medizinmanagement“ verwendet.“ Ziel des Unternehmens sei es gewesen, Nachwuchskräfte für eine Aufgabe im Krankenhausmanagement aufzubauen. Kooperationen dieser Art seien bundesweit üblich.

Auch die Universität Bayreuth wies die Sponsorengerüchte zurück. „Der Vertrag ist ausgelaufen und wurde nicht verlängert. Seitdem wird der Lehrstuhl vom Freistaat Bayern finanziert“, teilte die Hochschule mit. Die erste Rate habe die Rhön-Klinikum AG am 16. April 1999, die letzte Rate am 4. April 2006 überwiesen.

Insgesamt stellte das Unternehmen zusammen mit der Techniker Krankenkasse für den Lehrstuhl nach Uni-Angaben rund 747.800 Euro bereit. „Der Kooperationsvertrag wurde vom Vorstand beschlossen. Der Aufsichtsrat war zu keinem Zeitpunkt damit befasst“, sagte der Unternehmenssprecher. Zum Aufsichtsrat des Klinikkonzerns gehört auch der SPD-Gesundheitsexperte und Guttenberg-Kritiker Karl Lauterbach.

(dpa/dapd)