Drei Soldaten sind tot, die Truppe ist geschockt. Der Zustand von zwei Verletzten Soldaten war den Angaben zufolge „kritisch, aber stabil“.

Potsdam/Kundud. Die Bundeswehr-Soldaten, die bei dem Angriff eines afghanischen Rekruten am Freitag verletzten wurden, sind auf dem Rückflug nach Deutschland. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos in Potsdam hob ein Rettungs-Airbus mit sieben verletzten Soldaten an Bord am Sonntag gegen 12.45 Uhr MEZ auf dem Luftwaffenstützpunkt Termes im Süden Usbekistans ab. Die Maschine wurde am Abend in Deutschland erwartet.

Der Zustand von zwei schwerverletzten Soldaten war den Angaben zufolge „kritisch, aber stabil“. Auch die vier Soldaten, die bei der Attacke im Außenposten „Operation Point North“ in der Provinz Baghlan leicht verletzt worden waren, werden nun in Bundeswehrkrankenhäuser nach Deutschland verlegt. Außerdem befand sich einer der vier Soldaten an Bord, die bei einem weiteren Zwischenfall am Freitag verwundet worden waren. Die drei anderen Verletzten des Angriffs auf eine Bundeswehr-Patrouille in der Provinz Kundus würden in Afghanistan behandelt werden und könnten ihren Einsatz fortsetzen, hieß es.

Ein Soldat der afghanischen Armee hatte am Freitag innerhalb des „OP North“ plötzlich das Feuer auf deutsche Soldaten eröffnet. Drei Bundeswehr-Soldaten und der Angreifer kamen ums Leben. Es war die schlimmste Attacke auf die Bundeswehr in Afghanistan seit fast einem Jahr. (AFP/abendblatt.de)

Das war passiert: Drei Soldaten getötet

Bei einer Schießerei in einem Bundeswehr-Außenposten in Nordafghanistan sind drei deutsche Soldaten getötet worden. Sechs weitere Soldaten wurden verletzt, zwei davon so schwer, dass sie in Lebensgefahr schweben. Der Anschlag ereignete sich am Freitag in der Provinz Baghlan, nur einen Tag nach dem Besuch von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in dem Außenposten "OP North".

Der Angreifer trug die Uniform der afghanischen Streitkräfte. Dies teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Freitagnachmittag mit. Er soll aus kurzer Distanz das Feuer auf die Gruppe eröffnet haben und wurde bei dem Angriff erschossen. Die Verwundeten wurden inzwischen mit Rettungshubschrauber zur medizinischen Behandlung nach Pol-e Khomri ausgeflogen. Sie sollten später im Feldlazarett von Kundus behandelt werden.

Die Soldaten waren ursprünglich in Regen in Niederbayern stationiert. Unter den Toten ist ein 22-jähriger Stabsgefreiter und ein 30 Jahre alter Hauptfeldwebel. Guttenberg hatte erst am Donnerstag überraschend die nordafghanische Region und auch den Bundeswehr-Außenposten besucht. Das stark befestigte Lager "OP North" liegt etwa 70 Kilometer südlich von Kundus. Da der Stützpunkt derzeit ausgebaut wird, halten sich viele afghanische Arbeiter und Soldaten dort auf. Das "OP North" spielt aber auch eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung afghanischer Soldaten. Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes sind 48 Bundeswehrsoldaten am Hindukusch ums Leben gekommen, 29 von ihnen starben bei Anschlägen und Gefechten.

Unterdessen bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt Berichte, wonach Feldpostbriefe von Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan in Deutschland unerlaubt geöffnet worden sind. Es sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Bei 30 bis 40 Briefen könne es in der Feldpost-Leitstelle Darmstadt der Bundeswehr zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein.

Geprüft werde nun, ob die Briefe von Menschenhand oder bei der maschinellen Bearbeitung der Post geöffnet wurden. Im Januar war bekannt geworden, dass Post von Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan offenbar systematisch geöffnet worden war. Nach einem Bericht des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus (FDP) kamen die Briefe der Soldaten in der Heimat teilweise mit Inhalt, aber geöffnet, und teilweise auch ohne Inhalt an.(HA)