Eine Studie des DGB zeigt, dass Menschen, die Vollzeit in Leiharbeit sind, trotzdem auf Hartz IV angewiesen sind.

München. Vollzeit arbeiten und trotzdem Hartz IV bekommen? Was für viele ein Widerspruch ist, ist für fast jeden achten Leiharbeiter die bittere Realität. Von Mitte 2009 bis Mitte 2010 sei die Zahl der „Aufstocker“ um fast 60 Prozent gestiegen, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ (Montagsausgabe) unter Berufung auf eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). „Armut trotz Arbeit ist hier an der Tagesordnung, selbst wenn sich Hartz IV eventuell durch einen Zweitjob am Abend oder durch eine Erwerbstätigkeit anderer Familienangehöriger verhindern lässt“, sagte der Autor der Studie, Wilhelm Adamy.

Der Studie zufolge kamen nur 19,1 Prozent der Leiharbeiter auf mehr als 2.000 Euro brutto im Monat. Das Durchschnittseinkommen habe 2009 in Westdeutschland bei 1.456 Euro und im Osten bei 1.124 Euro gelegen. Aus der DGB-Studie gehe hervor, dass der Lohn in der Leiharbeit in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken sei. Vor allem in der Industrie verdienten die Zeitarbeiter weniger als die Hälfte der Stammarbeitskräfte. „Die Steuerzahler werden fürs Lohndumping der Branche zur Kasse gebeten“, kritisierte Adamy.

In Deutschland gebe es derzeit mehr als 900.000 Leiharbeiter. Jede dritte Neuanstellung im vergangenen Jahr war den Angaben zufolge bei einer Verleihfirma.

Die Entlohnung von Leiharbeitern spielte am Sonntag auch bei den Hartz-IV-Gesprächen zwischen Regierung und Opposition eine Rolle. SPD und Grüne fordern, dass Leiharbeiter nach vier Wochen den gleichen Lohn erhalten wie die Stammbelegschaft. Die FDP besteht darauf, dass es erst nach neun Monaten gleichen Lohn für gleiche Arbeit gibt. Die Gespräche sollen am Dienstag fortgesetzt werden.