Südkorea muss einen weiteren Militärschlag fürchten. Nordkoreas Staatschef Kim zeigte sich in der Öffentlichkeit – oder war es ein Doppelgänger?

Seoul/Peking. Mitten in der schwersten Krise seit Jahren ließ Nordkoreas schwer kranker Diktator Kim Jong-il Fotos von einem Besuch einer Fabrik verbreiten. Seine Botschaft an die Welt: Ich lebe noch und bin trotz der Sanktionen weiter in der Lage, Angst und Schrecken zu verbreiten. Dabei ist nicht klar, wann das Foto entstand, das die staatlich gelenkten Medien herausgaben. Außerdem lässt Kim die Welt immer rätseln, ob immer er auf den Bildern zu sehen ist oder ein Doppelgänger.

Nach dem Angriff auf eine südkoreanische Insel setzt das kommunistische Nordkorea seine Drohgebärden fort. Ohne zu zögern, werde die Volksarmee „eine zweite und dritte Runde von Vergeltungsschlägen ausführen, sollten Kriegstreiber in Südkorea erneut rücksichtslos militärisch provozieren“, hieß es in einer Mitteilung des Militärs.

Südkorea wurde erneut unterstellt, den Zwischenfall am Dienstag vor der Westküste ausgelöst und zuerst Nordkorea beschossen zu haben. Die USA seien außerdem der eigentliche Verursacher des Konflikts im Gelben Meer. Das Schreiben sei an die US-Streitkräfte in Südkorea übermittelt worden, berichteten die staatlichen Medien.

Die neuen Drohungen kamen einen Tag, nachdem die Streitkräfte der USA und Südkoreas ein neues gemeinsames Seemanöver im Gelben Meer angekündigt hatten, um militärische Stärke zu demonstrieren. Die USA hatten ihrem Bündnispartner nach dem Granatenbeschuss der südkoreanischen Insel Yonpyong vollen Rückhalt zugesichert. Vier Menschen wurden bei dem Angriff getötet, darunter zwei Zivilisten. Südkorea hatte das Granatfeuer aus Nordkorea erwidert.

Chinas Regierungschef Wen Jiabao rief beide Seiten zu „äußerster Zurückhaltung“ auf. Nach Gesprächen mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew sagte Chinas Premier in Moskau, China lehne „jede Form von militärischer Provokation“ ab. Das berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.

Südkorea kündigte unterdessen eine Verstärkung seiner militärischen Streitmacht auf seinen Inseln nahe der Seegrenze im Gelben Meer an. Vorher beschlossene Pläne, die dort stationierten Marineeinheiten zu reduzieren, würden gestrichen, teilte das Präsidialamt in Seoul nach einer Dringlichkeitssitzung von Präsident Lee Myung Bak und Ministern mit.

Nordkoreas Diktator Kim sollen wenige Stunden vor dem Artilleriebeschuss die betroffene Militärbasis des kommunistischen Landes besucht haben. Der Angriff sei wahrscheinlich von Kim persönlich befohlen worden, berichtete die südkoreanische Zeitung „Joongang“ unter Berufung auf Regierungskreise. „Joongang“ zitierte eine Quelle mit den Worten, die Berichte legten den Eindruck nahe, dass der Angriff minuziös geplant gewesen sei.