Berliner Landeschef Hartmut Semken hatte sich mit drastischen Worten gegen den Ausschluss von Piraten ausgesprochen, die rechtsradikale Positionen vertreten. Parteikollegen forderten ihn zum Rücktritt auf. Auch die politische Bundesgeschäftsführerin Marina Weisband befürwortete dies in der N24-Talkshow „Studio Friedman“.

Berlin. Die Berliner Piraten wollen rechtsextreme Tendenzen in der Partei in einer Konferenz klären. „Wir erkennen an, dass das Problem von Rassismus und Diskriminierung in der Gesellschaft und in der Piratenpartei existiert – von Einzelfällen zu sprechen ist falsch“, teilte der Landesverband am Freitag im Internet mit. „Wir brauchen die konstruktive Diskussion und Aufklärung.“ Das öffentliche Treffen solle Ende Mai stattfinden. Das genaue Programm sei noch unklar, hieß es.

Zuvor hatte ein heftiger Streit im Berliner Landesverband für Unruhe gesorgt: Landeschef Hartmut Semken hatte sich mit drastischen Worten gegen den Ausschluss von Piraten ausgesprochen, die rechtsradikale Positionen vertreten. Parteikollegen forderten ihn zum Rücktritt auf. Auch die politische Bundesgeschäftsführerin Marina Weisband befürwortete dies in der N24-Talkshow „Studio Friedman“.

Semken lehnte seinen Rücktritt am Freitag erneut ab. Unterstützung erhielt er dafür von seinen Landesvorstandskollegen. „Diskriminierung jedweder Art ist mit unseren Grundsätzen unvereinbar“, erklärte die Partei im Netz. „Die Frage ist vielmehr, wie wir dies innerhalb der Piratenpartei alltäglich leben und umsetzen können.“

Der Vorsitzende des Neonazi-Untersuchungsausschusses des Bundestages, Sebastian Edathy (SPD), warf der Piratenpartei vor, sich nicht klar genug von Rechtsextremisten abzugrenzen. „Bei einer Partei, die sich nicht von Demokratiefeinden abzugrenzen bereit ist, stellt sich die Frage nach ihrem eigenen Demokratieverständnis“, sagte er der Online-Ausgabe der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Auf der Konferenz soll unter anderem erörtert werden, wie sich Diskriminierung verhindern lässt und „welche politischen Forderungen für die Gesellschaft aber auch für uns Piraten daraus erwachsen“, hieß es. Mit Fachleuten soll zudem besprochen werden, wie Projekte gegen Rechts gestärkt und ausgebaut werden können.

„Semken wird wahrscheinlich nochmals Stellung nehmen zu seinen Äußerungen“, sagte Piraten-Sprecher Enno Lenze am Freitag. „Da wird er wohl nicht drum herum kommen.“ Ein möglicher Konferenzort könnte das Veranstaltungslokal HBC am Alexanderplatz in Mitte sein. Dort hatten die Berliner Piraten schon öfters getagt.

Bundesvorsitzender Sebastian Nerz schloss ein „rechtes Problem in der Piratenpartei“ aus. Zugleich räumte er im Berliner „Tagesspiegel“ ein, die Partei müsse „noch den richtigen Umgang mit solchen Äußerungen finden“.

(abendblatt.de/dapd)