Auf der sichergestellten Festplatte ist dokumentiert, welche Internetseiten Zschäpe im Zeitraum von April bis November 2011 anklickte.

Berlin. Die Auswertung der Computerfestplatte der Terrorverdächtigen Beate Zschäpe hat nach Informationen von „Bild am Sonntag“ überraschende Ergebnisse gebracht. Demnach interessierte sich die heute 37-Jährige in den Monaten vor ihrer Festnahme im Internet weder für Politik noch für Nazi-Propaganda. Stattdessen besuchte Zschäpe vorwiegend Webseiten zu den Themen Reisen, Musik, Gesundheit und Sex.

+++ Ausschuss verzichtet auf Zschäpe-Vernehmung +++
+++ Haftbeschwerde von Beate Zschäpe +++

In der Brandruine der Zwickauer Wohnung, die Zschäpe am 4. November 2011 in die Luft gejagt hatte, stellten Polizeiexperten einen halb verschmorten Personalcomputer sicher. Auf dessen Festplatte ist dokumentiert, welche Internetseiten Zschäpe im Zeitraum von 21. April bis 4. November 2011 anklickte.

Laut Internetprotokoll informierte sie sich unter anderem über das Brandenburger Traumstrand-Biotop „Tropical Island“, die Eintrittspreise von Disneyland Paris, Zeltplätze an der Ostseeküste oder argentinisches Essen. Zschäpe erkundigte sich ebenfalls über Hartz IV, den Rapper Bushido und die TV-Show „Big Brother“. Daneben surfte sie immer wieder auf Sex-Seiten, besonders häufig auf der Webseite der Erotikstars „Sexy Cora“ und „Gina Lisa“.

Laut der Auswertung surfte Zschäpe auch am 4. November 2011 im Internet, als ihre beiden Kumpane Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in Eisenach eine Bank überfielen. Gegen 12 Uhr erschossen sie sich in ihrem Fluchtfahrzeug, das von der Polizei aufgespürt worden war. An diesem Tag besuchte Zschäpe laut Internetprotokoll von 13.07 Uhr bis 13.26 Uhr die Websites von Greenpeace, der Tierschutzaktion „Gegen Pelze“ sowie „Biobauern Zwickau“.

Polizei hatte angeblich schon 1998 Hinweise auf NSU-Helfer

Unmittelbar nach der Flucht des Neonazi-Trios Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe 1998 lagen der Thüringer Polizei angeblich konkrete Hinweise auf Helfer vor. Das erklärte Mundlos' Vater der Polizei, wie das Magazin „Focus“ laut Vorabbericht schreibt.

Auf dem damals beschlagnahmten Computer seines Sohnes hätten sich „Kontaktdaten von herausragenden Personen“ der rechtsradikalen Szene in Chemnitz befunden, wird Siegfried Mundlos zitiert. Unter diesen war nach „Focus“-Recherchen der „Blood&Honour“-Aktivist Thomas S.. Er soll dem Trio geholfen haben, eine Bleibe zu finden. Zudem soll von ihm jener Sprengstoff stammen, der 1998 bei den Terroristen gefunden worden war.

Die Zwickauer Terrorzelle des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) wird von der Bundesanwaltschaft für neun Morde an Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie für den Mord an einer Polizistin in Heilbronn verantwortlich gemacht. Die Terroristen lebten mehr als ein Jahrzehnt nahezu unbehelligt von den Sicherheitsbehörden im Untergrund.

(dapd)