Vor Beginn einer neuen Runde der internationalen Atomgespräche in dieser Woche hat der Iran einen möglichen Kompromiss angedeutet. Der Leiter des iranischen Atomprogramms, Fereidun Abbasi, erklärte, Teheran könne seine Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Uran einstellen, das für einen Forschungsreaktor benötigt wird.

Teheran. Vor dem Auftakt der internationalen Atomgespräche in dieser Woche hat der Leiter des iranischen Atomprogramms, Fereidun Abbasi, ein mögliches Kompromissangebot vorgelegt: Die Produktion hochangereicherten Urans soll langfristig gestoppt werden, seine Vorräte will Teheran aber behalten. Abbasi legte am späten Sonntagabend im iranischen Staatsfernsehen einen entsprechenden Vorschlag dar. Allerdings könnte Abbasis Vorschlag für eine Einigung zu kurz greifen. Der Westen hatte einen vollständigen Stopp der Urananreicherung gefordert, zu der Iran offenbar nicht bereit ist. Außerdem würden die bereits auf 20 Prozent angereicherten Uranvorräte im Iran verbleiben. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hatte erst am Samstag den Iran zur Aufgabe dieser Bestände aufgefordert. Im Gespräch mit dem US-Sender CNN machte er am Sonntag den Vorschlag, der Iran solle all sein auf 20 Prozent angereichertes Uran in ein Nachbarland seines Vertrauens bringen.

Es war auch unklar, ob Abbasis Aussagen die offizielle Position der Unterhändler bei dem am Freitag beginnenden Treffen in Istanbul widerspiegelten. Sie treffen dort auf Vertreter der fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschlands. Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi sagte in einer am Montag veröffentlichten Erklärung lediglich, er hoffe auf einen Fortschritt bei den Gesprächen. Der Iran werde aber keine Vorbedingungen akzeptieren. „Wir werden ernsthaft versuchen, die Gespräche für beide Seiten in einer Win-Win-Situtation enden zu lassen, in der Iran seine Rechte bekommt und die Sorgen der 5+1-Gruppe ausgeräumt werden.“

Produktion könnte heruntergefahren werden

Atomchef Abbasi erklärte, Teheran könne seine Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Uran einstellen, das für einen Forschungsreaktor benötigt wird. Allerdings erst wenn genügend davon gelagert sei. Das Land werde weiterhin niedriger angereichertes Uran für die Energiegewinnung herstellen, Anreicherungen auf höherem Niveau seien nicht Teil des Langzeitplans des Iran. „Wenn der Bedarf gedeckt ist, werden wir die Produktion herunterfahren und wenn möglich komplett auf 3,5 Prozent reduzieren“, sagte Abbasi. Uran muss bis auf 90 Prozent angereichert werden, damit es für eine Atomwaffe verwendet werden kann. Bei ausreichenden Mengen von auf 20 Prozent angereichertem Uran wäre eine weitere Anreicherung auf 90 Prozent aber möglicherweise nur eine Sache von Monaten. Allerdings kann auf 20 Prozent angereichertes Uran auch für medizinische Forschungen und Behandlungen eingesetzt werden.

Iranischer Abgeordneter räumt Fähigkeit zum Atomwaffenbau ein

Abbasis Vorschlag ging am Freitag ein Vorstoß des iranischen Abgeordneten Gholamresa Mesbahi Moghadam voraus, der angab, der Iran besitze die Kenntnisse und die wissenschaftlichen Fähigkeiten zum Bau einer Atombombe. Das Land könne mit Leichtigkeit das für den Atombombenbau notwendige hochangereicherte Uran produzieren. Aber es sei nicht die Politik Teherans, diesen Pfad einzuschlagen, sagte er.

Erst am Sonntag bestätigte das iranische Staatsfernsehen, dass sich die Teilnehmer der internationalen Gespräche auf Istanbul als Treffpunkt für die erste Runde der Verhandlungen geeinigt hätten. Teheran hatte zuvor verlangt, das Treffen nach Bagdad oder nach China zu verlegen. Ein zweites Treffen der Gruppe werde nun auch in Bagdad stattfinden, berichtete der Sender. Über den Zeitpunkt würde aber erst in der Türkei entschieden werden.

(dapd)