Das deutsch-türkische Verhältnis war zuletzt angespannt. Bei ihrem Treffen mit Regierungschef Erdogan gab sich Kanzlerin Merkel nun versöhnlich.

Es war ein Geschenk mit Symbolkraft, das Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag bei ihrem Besuch in Ankara dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan überreichte: eine Friedenstaube. Die Taube aus Ton stammt von einer neunjährigen Schülerin aus Unna in Nordrhein-Westfalen und ist Teil einer Friedensaktion. In einem Brief erläuterte die Schülerin, dass der Empfänger der Taube diese auf ihrem „Weg des Friedens“ weiterleiten soll.

Die Taube sollte zeigen, dass Merkel ungeachtet des neuen Streits um die EU-Vollmitgliedschaft und türkische Gymnasien das deutsch-türkische Verhältnis bei ihrem zweitägigen Besuch festigen will. So versuchte sie auch, den Integrationsstreit zu entschärfen.

Grundsätzlich zeigte sie sich nun offen für Erdogans Vorschlag, türkische Gymnasien in Deutschland einzuführen. „Wenn Deutschland Auslandsschulen in anderen Ländern hat, zum Beispiel in der Türkei, (...), dann kann es natürlich auch die Türkei sein, die Schulen in Deutschland hat“, sagte Merkel.

Sie wies darauf hin, dass es bereits heute eine Vielzahl deutsch-türkischer Schulen in Deutschland und türkische Lehrer gebe, die die türkische Sprache unterrichteten. Dies dürfe aber nicht zu einer Ausrede für in Deutschland lebende Türken führen, nicht die deutsche Sprache zu lernen, fügte die CDU-Chefin hinzu. Es gehe um Bilingualität. Das heiße, dass beide Sprachen erlernt werden sollten. Dies sei die Voraussetzung für gute Integration.

Kurz vor Merkels Eintreffen in Ankara hatte sich der Streit um die richtige Integration der in Deutschland lebenden 2,7 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln massiv verschärft. Merkel hatte Erdogans erneuten Vorstoß zu türkischen Schulen in Deutschland abgelehnt. Dazu sagte Erdogan während einer Libyen-Reise am Wochenende mitreisenden türkischen Journalisten: „Warum dieser Hass gegen die Türkei? Ich verstehe es nicht. Das hätte ich von der Bundeskanzlerin Merkel nicht erwartet.“

Bei der ebenfalls in den vergangenen Tagen erneut aufgeflammten Diskussion über die türkische EU-Kandidatur erneuerte Merkel ihre Skepsis hinsichtlich einer Aufnahme der Türkei. Sie bekräftigte aber auch, Deutschland stehe zu den 2005 begonnenen Beitrittsverhandlungen und respektiere den Grundsatz, dass Verträge einzuhalten seien. Merkel hatte zu Erdogans Unmut in den vergangenen Tagen erneut für eine „privilegierte Partnerschaft“ der Türkei geworben.

Im Dauerstreit zwischen Ankara und Berlin um den Status, den die Türkei einmal in der EU haben soll, geht es vor allem um den Zypernkonflikt. Zypern ist seit 1974 in einen türkisch-zyprischen Teil im Norden und einen griechisch-zyprischen Teil (Republik Zypern) im Süden gespalten. Der griechische Teil gehört bereits zur EU. Die Türkei weigert sich, seine Flug- und Schiffshäfen für die Republik Zypern zu öffnen. Das verstößt gegen die EU-Regeln.