Von neun auf sechs Monate will Verteidigungsminister Guttenberg die Wehrpflicht im Oktober reduzieren. Der Wehrbeauftragte Robbe hält davon wenig.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) drückt bei der Verkürzung der Wehrpflicht aufs Tempo. Denn dass die Wehrpflicht verkürzt werden soll, darauf hatten sich Union und FDP bereits bei der Bildung der schwarz-gelben Bundesregierung geeinigt. Im Koalitionsvertrag vereinbarten sie allerdings, sie erst zum 1. Januar 2011 auf ein halbes Jahr zu verkürzen.

Guttenberg will nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios die Verkürzung der Wehrpflicht nun vorziehen. Wie er in Berlin erklärte, plane er bereits die zum 1. Oktober dieses Jahres einberufenen Wehrpflichtigen schon nach sechs statt der bisher üblichen neun Monate wieder zu entlassen. Guttenberg kündigte zudem an, die Zahl der jährlich einzuberufenden Wehrpflichtigen von derzeit 40000 auf 50000 zu erhöhen.

Der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), hat sich kritisch zur geplanten Verkürzung des Wehrdienstes von neun auf sechs Monate geäußert. „In der Truppe wird die Verkürzung überwiegend sehr skeptisch gesehen, weil man dort im Augenblick noch nicht erkennen kann, in welche Richtung das Ganze gehen soll“, sagte Robbe dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Nach seiner Auffassung müsse zumindest „gewährleistet sein, dass die jungen Männer, die künftig für sechs Monate eingezogen werden, darin eine Sinnhaftigkeit erkennen können“. Robbe wies auch auf zunehmende Probleme der Bundeswehr durch die demographische Entwicklung und die schwieriger werdende Personalauswahl in der Truppe hin. „Die Qualität der Bewerber nimmt ab“, sage er der Zeitung.

Robbe hatte gestern seinen letzten Bericht als Wehrbeauftragter vorgestellt. Dabei war er mit der Bundeswehr hart ins Gericht gegangen. Er prangerte Missstände an, die von einem gravierenden Ärztemangel über die anhaltenden Probleme bei Ausbildung bishin zur Ausstattung der Soldaten gingen. Es war das letzte Mal, dass Robbe den Bericht vorlegte. Seine Amtszeit endet im Mai. Nachfolger soll Hellmut Königshaus von der FDP werden.