Lafontaine will erst nach dem Aufenthalt im Krankenhaus über seine weitere politische Karriere entscheiden.

Berlin. Der Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine, hat Krebs und muss sich operieren lassen. Der seit längerem geplante chirurgische Eingriff finde am Donnerstag statt, teilte der 66-Jährige am Dienstag in einer Erklärung mit. „Nach überstandener Operation werde ich zu Beginn des neuen Jahres unter Berücksichtigung meines Gesundheitszustandes und der ärztlichen Prognosen darüber entscheiden, in welcher Form ich meine politische Arbeit weiterführe“, heißt es weiter.

Angaben, um welche Krebsart es sich handelt, machten weder Lafontaine noch seine Partei. Der Saarländer hat angekündigt, am (morgigen) Mittwoch im Saarbrücker Landtag auf die Regierungserklärung des wiedergewählten Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) antworten zu wollen. Die saarländische Linkspartei geht davon aus, dass er trotz seiner Erkrankung im Landtag sprechen wird.

Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Dietmar Bartsch, rechnet damit, dass Lafontaine nach überstandener Krebserkrankung „Anfang 2010“ seine Ämter in der Partei und sein Bundestagsmandat wieder aufnehmen wird. Bartsch sagte der „Ostsee-Zeitung“: „Wenn Oskar Lafontaine wieder da sein wird, werden wir miteinander reden und alles Weitere entscheiden.“ Einen Zusammenhang zwischen dem Verzicht auf den Fraktionsvorsitz im Bundestag Anfang Oktober und der jetzigen Krebserkrankung schloss Bartsch aus.

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, geht von einer Rückkehr Lafontaines in die Politik aus. Gysi sagte dem „Berliner Kurier“: „Ich wünsche meinem Freund Oskar alles Gute, und ich bin zuversichtlich, dass er wieder gesund wird und mit aller Kraft zu uns zurückkehren wird.“

„Ein fürchterlicher Schlag“

Genesungswünsche kamen auch vom politischen Gegner. Saarlands SPD-Chef Heiko Maas sagte der Berliner Tageszeitung „B.Z.“: „Ich wünsche Oskar Lafontaine eine schnelle Genesung und einen guten Verlauf der bevorstehenden Operation.“ Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs erklärte: „Ich wünsche ihm als gläubiger Katholik, dass es ihm bald bessergeht, und dass er die schwierige Situation, in der er sich befindet, gut übersteht“.

Der frühere SPD-Generalsekretär Klaus-Uwe Benneter sagte: „Bei allen politischen Gegensätzen ist das ein fürchterlicher Schlag im Leben eines Jeden. Deshalb hoffe und wünsche ich inständig, dass die Operation erfolgreich verläuft und Oskar Lafontaine sich schnellstens davon erholt.“

Vorwurf der Wählertäuschung

Der Saarländer war nur wenige Wochen nach der Bundestagswahl überraschend vom Fraktionsvorsitz zurückgetreten und sah sich daraufhin dem Vorwurf der Wählertäuschung ausgesetzt. Diesen wies er in der „Saarbrücker Zeitung“ als „absurd“ zurück. Er sei „nach wie vor Parteivorsitzender und Bundestagsabgeordneter“, sagte er. Er fühle sich „nach dem großen Vertrauensbeweis bei der Landtagswahl aber auch den Wählerinnen und Wählern im Saarland verpflichtet“.

Der „Spiegel“ hatte am Wochenende behauptet, Lafontaines Rückzug habe private Gründe. Wegen einer angeblichen Affäre mit der Parteilinken Sahra Wagenknecht solle seine Frau Druck auf ihn ausgeübt und seinen Rückzug aus Berlin gefordert haben. Die Linke hatte den Bericht heftig kritisiert. Mit seriösem Journalismus habe „die seit einiger Zeit betriebene Hass-Kampagne gegen Lafontaine nichts zu tun“, meinte der stellvertretende Vorsitzende der Fraktion, Ulrich Maurer.

Lafontaine ist seit 2007 neben Lothar Bisky Vorsitzender der Linkspartei. Der Saarländer gilt als eine der schillerndsten Figuren in der deutschen Politik. Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl 1990 trat er für die SPD als Kanzlerkandidat gegen Helmut Kohl an. Von 1995 bis 1999 war er SPD-Vorsitzender. Nach der Bundestagswahl 1998 wurde er Bundesfinanzminister.

Im März 1999 legte er überraschend alle politischen Ämter nieder. 2005 wechselte Lafontaine von der SPD zur neu gegründeten Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), die 2005 ein Bündnis mit der PDS einging und sich Linkspartei.PDS nannte.