Während meines Studiums (BWL in den 80er Jahren) wurde in Gesprächen unter Kommilitonen auch gefragt, warum jemand "auf Lehramt" studiert. Die Antworten deckten sich nur allzu häufig mit den Aussagen im Artikel des Abendblattes: Gutes, sicheres Gehalt, Beförderung nach Dienstjahren und nicht nach Leistung, viel und lange Ferien. Schließlich hatte jeder von uns in Schule und Hochschule erlebt, wie man in diesem Beruf auch mit katastrophalen Leistungen bis zur (Früh-) Pensionierung unbehelligt ein kommodes Leben führen kann. Diesen Studienkollegen war es offensichtlich in der Küche der freien Wirtschaft zu heiß.

Der Unsinn mit dem Beamtenstatus der Lehrer in Schulen und Hochschulen muss endlich aufhören. Dann verschwindet auch die Käseglocke, unter der sich dieser Berufsstand eingerichtet und abgeschottet hat. Denn damit wäre auch die Chance gegeben, Praktiker in die Schulwelt einzubeziehen wenn auch nur ergänzend. Warum sollen ein Journalist oder ein Schriftsteller nicht Deutsch unterrichten? Ein erfahrener Industriekaufmann betriebliche Zusammenhänge darstellen? Ein Mediziner über Biologie und Hygiene reden? Damit wäre endlich der Teufelskreis Schule-Studium-Schule durchbrochen und es würde ein Stück wirkliches Leben in die Schule Einzug halten. Wie sollen Lehrer ihre Schüler auf ein Leben vorbereiten, das sie selbst nie kennengelernt haben?

Wenn dann noch gute, leistungsorientierte Bezahlung dazukommt und Leistungsverweigerer entfernt werden, hat der Beruf des Lehrers alle Chancen, wieder Ansehen und Attraktivität zu gewinnen.

Jörg Ökonomou, 21720 Grünendeich