INITIATIVE für bessere Ausbildung. Konzern lädt Pädagogen nach Hamburg und bietet Partnerschaften.

Günther Hörbst

Hamburg

Pro Jahr verlassen rund eine Million junger Menschen Deutschlands Schulen - davon rund zehn Prozent ohne Abschluß. Rund 60 Prozent gehen in die duale Ausbildung. Sie machen also eine Lehre und gehen parallel dazu in die Berufsschule. Allerdings ist dabei das Modell der Hauptschule offenbar ein Auslaufmodell. Denn nur noch 15 Prozent der deutschen Hauptschüler gehen in die duale Ausbildung. "Das ist eine bildungspolitische und gesellschaftliche Katastrophe", sagt Olaf Stieper, bei der Metro-Gruppe (Media-Markt, Saturn, Kaufhof, Praktiker, real) als "Koordinator Berufsbildung" mitverantwortlich für aktuell 8500 Metro-Auszubildende.

"Was machen die restlichen 85 Prozent der Hauptschüler?" fragt Stieper, ein gebürtiger Hamburger. "Sie werden wahrscheinlich in anderen Maßnahmen beschäftigt oder müssen ungelernt ihre Zukunft bestreiten. Das ist verheerend und kann nicht so bleiben." Die Metro-Gruppe (250 000 Mitarbeiter in 30 Ländern der Welt) will sich deshalb in Deutschland verstärkt um die Jugendarbeit bemühen.

Stieper und seine Kollegen sehen den Ansatzpunkt dabei in den Schulen - und da vor allem bei den Lehrern. Im Urteil vieler Chefs bereiten die Schulen junge Leute völlig unzureichend auf den Berufsalltag vor. Eine aktuelle Umfrage unter 250 deutschen Firmen hat das jüngst bestätigt (das Abendblatt berichtete).

Metro wendet sich deshalb mit aufwendigen Aktionen an die Lehrer. "Wir wollen sie dabei unterstützen, ihre Schüler ausreichend über den Berufsalltag aufzuklären", sagt Stieper, "ihnen genügend Informationen schon in der Schule zu übermitteln, so daß sie beim Schulabgang auch eine Entscheidung über ihren weiteren Ausbildungsweg treffen können."

Vor allem der Handel klagt über Nachwuchsprobleme, weil das Image der Branchenjobs ("Verkäufer an der Käsetheke") reichlich dürftig ist.

Am 9. November findet in Hamburg im Schuppen 52 im Hafen eine Fortbildung für Lehrer unter dem Motto "Handel zum Anfassen" statt. "Für rund 700 Lehrer aus ganz Norddeutschland besteht an diesem Tag die Gelegenheit, sich in einer realistischen Verkaufsatmosphäre über die Handelsberufe zu informieren", sagt Stieper. "Wir bauen auf 5000 Quadratmetern den Handel nach - mit Käsetheke und Hochregal."

Als Kooperationspartner sind die Handelskammer, die Arbeitsagentur sowie der Einzelhandelsverband mit im Boot. Die Hamburger Bildungssenatorin überlegt noch. Die Metro, so Stieper, bezahle die Anreise und stelle ein Unterrichtspaket zur Verfügung. Anmelden können sich interessierte Pädagogen ab sofort im Internet unter"www.meeting-metro.de/lehrer".

Darüber hinaus sollen Schulpartnerschaften und Lehrerpraktika massiv gefördert werden. "Derzeit bestehen bei 60 unserer Märkte Schulpartnerschaften", sagt Stieper. "In zwei bis drei Jahren sollen es 150 sein." Die Metro-Großhandelsmärkte sollen bundesweit 60 solche Partnerschaften schließen, Kaufhof 70. "Damit hoffen wir, die Informationslücken über Ausbildungsberufe bei Lehrern zu schließen und die Bewerbersituation zu verbessern", sagt Stieper.

Für die Auswahl der Metro-Azubis zählen laut Stieper nach wie vor Schulnoten und Eignungstests. Der Ausbildungskoordinator hat allerdings festgestellt, daß Schulnoten immer weniger Aussagekraft besitzen. "Das hat sehr stark nachgelassen in den letzten Jahren", erklärt er. "Eine Zwei in Mathematik heißt heute nicht mehr automatisch, daß der entsprechende Schüler gut rechnen kann. Da müssen die Bildungspolitier schnell mit Reformen ansetzen."