Im Prozess um den Mordanschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback will sich die frühere RAF-Terroristin Verena Becker heute erstmals zu den Anklagevorwürfen äußern. Die Erklärung Beckers, die nach Angaben ihrer Verteidiger etwa 15 Minuten dauern soll, wird mit großer Spannung erwartet.

Stuttgart. Von der früheren RAF-Terroristin Verena Becker erwarten Prozessbeteiligte, dass sie heute persönliche Worte für die Angehörigen des ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback findet. Die Anwälte von Becker hatten für Montag eine 10- bis 15-minütige Aussage Beckers vor dem Oberlandesgericht Stuttgart ohne Nachfragen angekündigt. Die Bundesanwaltschaft vermutet, dass es dabei eher um die menschliche Komponente des Falles geht. Die Oberstaatsanwältin beim Bundesgerichtshof, Silke Ritzert, sagte dem SWR: „Es steht auch zu erwarten, dass sie Worte für die Angehörigen finden wird.“

Im Prozess habe sich die Tendenz gezeigt, dass Becker vieles heute vielleicht nicht mehr tun würde, damals aber als richtig empfunden habe, sagte die Oberstaatsanwältin weiter. „Und ich denke, so eine Distanzierung wäre ja zumindest für die Strafzumessung zu berücksichtigen“, sagte Ritzert.

Die Bundesanwaltschaft wirft Becker vor, an der Ermordung von Generalbundesanwalt Buback und seinen beiden Begleitern am 7. April 1977 beteiligt gewesen zu sein. Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts, Nebenkläger Michael Buback, verdächtigt Becker, die Todesschützin gewesen zu sein. Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft hat der seit September 2010 laufende Prozess dafür aber keine tragfähigen Anhaltspunkte erbracht.

Bislang ist ungeklärt, welches RAF-Mitglied vor 35 Jahren bei dem Attentat in Karlsruhe die tödlichen Schüsse abfeuerte. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass Becker sich hierzu äußern wird.

Bubacks Anwalt Jens Rabe setzt allerdings große Hoffnungen in die Aussage der 59-Jährigen: „Ich habe das Gefühl aus diversen Beobachtungen in den vergangenen Wochen, dass Verena Becker nicht weiter schweigen will, sondern ihren Beitrag leisten will, das Verfahren ein Stück weiter zu bringen“, sagte der Waiblinger Jurist dem SWR.

(dapd)