indner ist für seine Anhänger der neue Superstar der Partei. Es dauert mehrere Minuten, bis er sich durch die begeisterte Menge bis zum Podest und dem Mikrofon durchwühlen und sich vor den rund 200 Leuten Gehör verschaffen kann. Impressionen von der FDP-Wahlparty.

Düsseldorf. Kulinarisch scheint die FDP dem prognostizierten Verbleib der Liberalen im Landtag nicht getraut zu haben. Auf der Wahlparty am Sonntagabend im Düsseldorfer Medienhafen empfinden manche Gäste das Speisenangebot mit Spargelsuppe und Brötchen als spärliche Verliererkost: „Bisschen schlicht geraten“, befindet ein junger Wahlkämpfer im gelben T-Shirt und blickt auf den kleinen Teller. Vielleicht stört er sich auch nur an der grünen Suppenfarbe. An Wahltagen ist für manche eben alles Politik.

Doch der Frust über die karge Kost, die im FDP-„Sektor“ im Landtag mit Chips und Lakritz ihre Entsprechung findet, ist schnell verflogen, als pünktlich um 18.00 Uhr die erste Prognose eintrifft und die FDP bei über acht Prozent sieht. „Das ist super“ und „großartig“, tönt es da aus der Menge, bis im brandenden Applaus nichts mehr zu verstehen ist. Die in den vergangenen Wochen immer wieder totgesagte FDP, so das Signal noch vor den bestätigenden Hochrechnungen, bleibt in NRW eine feste Größe.

Nun warten die rund 200 Gäste der Wahlparty, die sich mit dem gläsernen Bau des Medienzentrum am Zollhoff 11 einen markanten Ort ausgesucht hat, gespannt auf Christian Lindner. Als der Spitzenkandidat schließlich gegen 18.30 Uhr eintrifft, werden Applaus und Jubelrufe noch lauter. Lindner ist für seine Anhänger der neue Superstar der Partei. Es dauert mehrere Minuten, bis er sich durch die begeisterte Menge bis zum Podest und dem Mikrofon durchwühlen und sich vor den rund 200 Leuten Gehör verschaffen kann.

Lindner beschwört Parteitradition

„Das ist ein großes Ergebnis für die FDP“, sagt Lindner – und erinnert daran, wie die Liberalen angegangen worden seien, als sie dem rot-grünen Haushalt nicht zustimmten und damit die Neuwahlen ins Rollen gebracht hatten. „Prinzipienfestigkeit in der Politik ist keine Dummheit, Prinzipienfestigkeit in der Politik ist Ausdruck von Tugend und Charakter“, stellt er dazu nun selbstbewusst fest. Und diese Haltung hätten die Wähler erkannt und honoriert.

Damit schwört er die Partygäste auf eine neue, wiedererstarkte FDP ein: Wenn die Partei anknüpfe an die Tradition von Partei-Urgesteinen wie Gerhart Baum, Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff, dann sei mit den Liberalen wieder zu rechnen. Souverän gibt Lindner den zurückhaltenden und bescheidenen Wahlkämpfer, dem das gute Ergebnis nicht zu Kopf gestiegen ist.

Dazu gehört auch, dass er Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zum klaren Wahlsieg von Rot-Grün gratuliert. Das künftige Wirken der Liberalen ist vor diesem Hintergrund ohnehin klar umrissen: „Das Ergebnis ist kein Dank für Geleistetes, sondern es ist ein Auftrag“, sagt Lindner – und verweist damit schon auf die für die FDP nicht leichter werdende parlamentarische Arbeit angesichts der nun so deutlich ausgefallenen Mehrheit der politischen Konkurrenz.

Ehefrau ist „Verliererin“ der Wahl

Beim anschließenden Besuch im Landtag ist Lindner ebenfalls begehrtes Interview-Ziel der zahllosen Kamerateams – doch für ein paar Grüße am Wegesrand an Freunde und Kollegen bleibt noch Zeit. Herzlich begrüßt er den früheren grünen Landesminister Michael Vesper, mit dem ihn eine Bekanntschaft verbindet, und trifft sich noch auf einen kleinen Schwatz mit „Focus“-Gründer Helmut Markwort.

Trotz Terminhektik, Enge und vieler Fernsehkameras strahlt Lindner den ganzen Abend über die Gelassenheit und Zufriedenheit eines Wahlsiegers aus. So gibt es für die NRW-Liberalen bei dieser „kleinen Bundestagswahl“ nur einen Verlierer – Lindners Ehefrau, die ihren Mann künftig wieder stärker mit der Politik teilen müsse, wie der FDP-Mann einräumt. Nach seinem Rücktritt als Generalsekretär der Bundes-FDP habe er ihr mehr Zeit mit ihm versprochen: „Jetzt hat sie doch weniger davon bekommen.“

(dapd).